Süddeutsche Zeitung

Tropenmedizin:Forschen und impfen

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Michael Hölscher und sein Projekt in Tansania

Michael Hölscher, 50, der Direktor des Münchner Tropeninstituts, träumte schon als Junge von Afrika. Als Medizinstudent ging er für die Famulatur nach Botswana, und auch die Doktorarbeit sollte unbedingt mit Afrika zu tun haben. 1992 kam er nach Tansania und untersuchte den Effekt von Einmalspritzen zur Verhinderung von HIV-Übertragungen. "Ich fuhr im Jeep von einer Klinik zur nächsten und analysierte den Inhalt von Spritzen", erzählt er. Als fertiger Doktor, mit gerade mal 29 Jahren, baute er dann in München seinen eigenen Aids-Forschungsbereich auf - und parallel ein Institut an der Klinik von Mbeya im Südwesten von Tansania.

Das Mbeya Medical Research Center ist heute eine der führenden Forschungseinrichtungen im Land. Afrikaner, Deutsche und internationale Mitarbeiter erproben dort Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und anderen Infektionskrankheiten. "Anfangs waren wir 14 deutsche Ärzte", erzählt Hölscher, "und bildeten vor allem Techniker, Pfleger und Laborassistenten aus." 2008 begannen sie mit der systematischen Ausbildung von Ärzten und Wissenschaftlern, und heute ist nur noch eine Laborspezialistin aus München dort, alle anderen sind Einheimische. "Das ist eine echte Erfolgsgeschichte und zeigt, wie Entwicklungshilfe funktionieren kann", sagt Hölscher. Ungewöhnlich erfolgreich ist der Arzt auch im Eintreiben von Geld: In 20 Jahren hat er bei Ministerien, Stiftungen und Organisationen 120 Millionen Euro für die Afrika-Projekte gesammelt.

Tansania ist ihm zweite Heimat geworden. Er spricht Suaheli. "Ich liebe das Land, nicht nur wegen der grandiosen Natur, sondern auch, weil dort zählt, was für ein Mensch du bist, nicht, was du darstellst." Mehrmals im Jahr fliegt er noch immer nach Afrika, seine Expertise ist gefragt. Vor zwei Jahren reiste er mit seiner Frau und den drei Kindern sechs Wochen durch Tansania, "damit sie das Land kennenlernen, in dem ich so viel Zeit verbringe".

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Quelle:
SZ vom 12.04.2017 / mse
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