Süddeutsche Zeitung

Tierpark:Eröffnung des Elefantenhauses in Hellabrunn verzögert sich

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Von Günther Knoll

Wieder mal ist das Wetter schuld: Die für Anfang Oktober geplante Eröffnungsfeier im renovierten Elefantenhaus in Hellabrunn verschiebt sich. Dieser nasse Sommer habe es bisher einfach unmöglich gemacht, die Außenanlagen rechtzeitig fertigzustellen, sagt Tierparkdirektor Rasem Baban. Wo eine modellierte Landschaft mit Pflanzinseln und Wasserbecken entstehen soll, bilden sich bei Regen Schlamm und Pfützen, so dass größere Erdbewegungen nicht möglich sind. Doch Baban ist zuversichtlich, dass es Ende Oktober doch so weit sein wird. Bei dieser Planung habe man sogar noch "ein paar Puffer" eingeräumt, sagt er.

Auf das restaurierte und von Grund auf sanierte Zuhause für Hellabrunns Dickhäuter ist der gelernte Architekt stolz: Mit hohem Aufwand saniert, präsentiert sich das Gebäude, das von dem Münchner Architekten Emanuel von Seidl in neobyzantinischem Stil entworfen wurde, wie in seiner Anfangszeit: Die Fassade in dezentem hellem Sandton, laut Baban der "Originalfarbe von 1914", eine neue Glaskuppel, die in der Kubatur der ursprünglichen entspricht, aber viel mehr Licht durchlässt, wie der Tierparkchef schwärmt.

Das Haus gilt als das Wahrzeichen des Münchner Tierparks. Um die Charakteristika zu erhalten, war die Sanierung entsprechend aufwendig, die Stadt gewährte dafür mehr als 17 Millionen Euro Zuschuss. Auch die 30 Kilogramm schweren Dachkronen, die zur Ersteröffnung aus Kupferblech mit Blattgold überzogen gefertigt wurden, thronen restauriert auf ihren alten Plätzen. Selbst die alten Fenster habe man ausgebaut und restauriert, erläutert Baban.

Durch die neue Kuppel sei jetzt alles viel heller, man könne sogar die Sonneneinstrahlung teilweise zum Aufheizen nutzen. Nur die Fassade sei noch nicht ganz gestrichen, bei dem häufigen Regen würde die Farbe nicht halten, sonst aber sei die Gebäudesanierung abgeschlossen.

"Sehr entspannt" könne das Haus in seinem jetzigen Zustand die nächsten 100 Jahre überdauern, sagt der Tierparkchef. Auch die Bewohner sind offenbar mit ihrer erneuerten Bleibe einverstanden. Bei der ersten Inspektion Anfang August sei die helle und geräumige Halle für die vier Elefantenkühe noch ungewohnt gewesen, berichtet Baban, doch inzwischen hätten sie ihr Stammquartier wieder bezogen, als ob sie nie ausquartiert gewesen wären. Früher sei das Elefantenhaus das einzige "Warmhaus" in Hellabrunn gewesen, deshalb habe es auch entsprechend viele tierische Bewohner gehabt. Die Giraffen haben inzwischen ihre eigenen Quartiere im Tierpark bezogen, die über 900 Quadratmeter im Haus gehören jetzt den Elefanten allein.

Das durchnässte Gelände erschwert die Arbeiten

Draußen auf dem Freigelände rund um das Haus sollen es 7000 Quadratmeter sein. Damit wird laut Baban die Haltungsrichtlinie für die Tiere "übererfüllt". Für sie gibt es alte Bäume, Felsen und die Betonsäule als Reibeflächen, dazu Sand- und Lehmkuhlen, zwei Badebecken und Pflanzinseln, die durch sogenanntes Elektrogras ähnlich wie durch Weidezäune geschützt sind. "Das wird für unsere Elefanten spannend", sagt der Direktor, denn die seien sie so großen Auslauf nicht gewohnt.

Auch Elefantenbulle Gajendra, der vorübergehend nach Leipzig beziehungsweise Hamburg ausquartiert war, wird bald nach Hellabrunn zurückkehren. "Dann schauen wir mal, wie sich die Herdenstruktur entwickelt", sagt Baban. Dass jetzt aber Platz für unbegrenzt viele neue Tiere sei, das sei eine falsche Annahme. Im Rahmen der europäischen Zuchtbücher gebe es eigene Koordinationsstellen, die europaweit die Haltung bedrohter Arten genau überwachen.

Doch erst einmal müssen die Außenanlagen überhaupt fertiggestellt werden. Bis auf kleinere Arbeiten wie etwas Pflastern können die Landschaftsbauer im Moment wenig tun. Der viele Regen in jüngster Zeit hat das Gelände total durchnässt. "Der Boden muss erst austrocknen", sagt Baban, "dann können wir mit dem Modellieren anfangen."

Die vier Elefantendamen Mangala, Panang, Steffi und Temi stört das Wetter offenbar wenig. Sie standen am Freitag geduldig im Regen, windabgewandt, so als ob sie den Besuchern die kalte Schulter zeigten. Und auch die ließen sich durch Regen und Kälte nicht abschrecken. Die Besucherzahlen seien viel besser als bei dem durchwachsenen Wetter erwartet, sagt der Zoodirektor, "wir sind selbst überrascht".

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Quelle:
SZ vom 16.08.2016
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