Süddeutsche Zeitung

Theater:Auf Distanz

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"Corona-Monologe" aus dem virtuellen Schreibraum

Die Dramatikerin Anne Rabe hat einen virtuellen Writers' Room initiiert, in dem Theater-Autorinnen und Autoren - neben Rabe machen Maja Das Gupta, David Gieselmann und Konstantin Küspert den Anfang - zusammen an einem Stück schreiben mit dem Arbeitstitel: "Corona Monologe oder wie geht man auf Distanz". Das Projekt ist ein Beispiel für neue Formate jenseits von Livestreaming, mit denen Theaterschaffende experimentieren. In diesem Fall liegen alle Rechte zu gleichen Teilen bei den Verfassern. Die ersten 16 Seiten sind bereits nachzulesen, sie enthalten Szenen aus einer deutschen und einer norditalienischen Stadt.

"Aber ganz ehrlich, du, ich hab' schon überlegt, ob die Briten mit ihrer Strategie nicht Recht haben. Wenn eh nur die Alten sterben, ganz ehrlich, und wenn du mich fragst: economy first. Wenn wir alle am Arsch sind, der Johnson lacht sich doch einen. Der kriegt sich doch gar nicht mehr ein. Dann hat er am Ende Recht gehabt mit seinem Brexit. Dann sind die Briten die einzigen, bei denen überhaupt noch was geht. Ich weiß, darf man nicht sagen, vor allem nicht öffentlich, stell dir mal vor, die Merkel würde das sagen", ätzt ein Hans ins Telefon und lacht. In der Stadt Pavia spaziert unterdessen ein immer dünner werdender Hund mit einer Dame durch die Stadt. "Er ist für die Menschen in seinem Hause, in dem 29 Menschen wohnen, aber nur ein Hund, die einzige Möglichkeit, die Ausgangssperre zu umgehen", heißt es dazu im Stück. Dem Hund bleibt dabei nur eines, der Wunsch: "Ich will nach Hause." Und die Sehnsucht "nach der guten alten Zeit", als es seinem Herrchen lästig war, noch eine Runde mit ihm zu drehen.

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SZ vom 23.03.2020 / by
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