Süddeutsche Zeitung

Thalkirchen:Wandern ohne Ruh'

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Die Stadt hat 400 neue Sitzbänke aufgestellt. Aber nicht überall

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Wenn Christian Arendt durch die Innenstadt bummelt, könnte er vor Neid erblassen. Denn an allen Ecken und Enden laden neue Sitzbänke die Leute zum Verweilen ein. Ohne es an die große Glocke zu hängen, lässt das Baureferat auf Anregung des Oberbürgermeisters seit Monaten Hunderte Parkbänke aufstellen, wo immer sich das anbietet. "Rasten ohne Konsumzwang" nennt die Verwaltung ihre Offensive. Vor allem mobilitätseingeschränkte Menschen sollen davon profitieren. Bei den Seniorenvertretern der Stadt stößt die Initiative auf große Zustimmung. Arendt ist einer von ihnen, auch er freut sich über das wachsende Angebot an Ruhebänken. Allerdings fragt sich der Sollner, warum bis heute keine einzige davon in seinem Stadtbezirk angekommen ist, obwohl die Pläne dafür seit Ende 2018 bekannt sind.

Damals hatte die Stadtverwaltung alle Bezirksausschüsse aufgefordert, Vorschläge für Standorte zu sammeln, die zur Aufstellung von Sitzbänken geeignet sind. Dem Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln wurden bis zu 40 dieser Freiluft-Möbel in Aussicht gestellt. "Auf Spaziergängen habe ich vor allem im Bereich der Isarauen 25 mögliche Standorte festgestellt", berichtet Christian Arendt. Am Ende habe man 40 Orte gemeldet, die vom Bezirksausschuss ans Baureferat weitergeleitet worden seien.

Danach hoffte die Seniorenvertretung, dass wenigstens ein Teil der Bänke im Sommer 2019 platziert würden. "Leider vergebens", erinnert sich Arendt. Und im Frühjahr 2021 fehlten die bei älteren Menschen beliebten Sitzgelegenheiten noch immer. Was schon deshalb unverständlich sei, weil gerade Hinterbrühl und die Isarauen für Spaziergänger auch aus anderen Winkeln der Stadt attraktiv und leicht mit der U-Bahn zu erreichen seien. Gerade in Zeiten der Pandemie wären Wanderwege mit ausreichend Sitzbänken ein willkommenes Angebot. Stattdessen erlebe man eine "Never-ending story" über eine städtische Offerte, die sich im Münchner Süden und Südwesten einfach nicht materialisiere.

Das Baureferat lässt den Vorwurf der Untätigkeit nicht auf sich sitzen. Im Rahmen der mit den Bezirksausschüssen abgestimmten Aktion seien bisher "stadtweit bereits über 400 Sitzbänke aufgestellt" worden, heißt es in einer Stellungnahme der Kommunalbehörde. Bestätigt wird, dass aus dem Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln 40 Standortvorschläge vorliegen, eingereicht von der dortigen Stadtteilvertretung. Diese Lokalitäten lägen überwiegend in öffentlichen Grünanlagen und seien vom Referat inzwischen überprüft worden. "Voraussichtlich bis zum Sommer" würden die Bänke aufgestellt, kündigt die Verwaltung an. Wo genau, lasse sich noch nicht sagen.

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Quelle:
SZ vom 26.05.2021
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