Süddeutsche Zeitung

Szene München:Wenn selbst die beste Adresse nichts hilft

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Das CO2 ist Geschichte. Dreieinhalb Monate nach seiner Eröffnung haben die Betreiber des ehemaligen Indie-Schuppens Cord ihr Mainstream-Experiment beendet. Nun soll aus dem Club an der Feierbanane eine Bar werden.

Eine Kolumne von Thierry Backes

Vielleicht flunkert Aleks Vulic nicht mal, wenn er sagt, dass ihm das C02 "keinen Spaß gemacht" habe. Der Club- und Bar-Betreiber steht ja für lässige, unaufgeregte Läden wie das Café Jasmin oder das Hotel Lux. Was soll so jemand also mit einem Mainstream-Club auf der Feierbanane?

Nun war es Anfang des Jahres aber so, dass sein Indie-Schuppen Cord nicht mehr so recht lief, und so beschloss Vulic mit seinen Geschäftspartnern Chris Dengler und Albert Krämer, das Cord zu schließen und das CO2 zu eröffnen. Ohne Erfolg: Nach nur dreieinhalb Monaten beendeten die drei ihren Ausflug in den Mainstream.

Das schnelle Ende kam dann doch überraschend. Schon weil man bei der Masse an Clubs, die dieser Tage auf Münchens Feiermeile aufmachen, ja das Gefühl haben muss, dass man als Club-Chef an der Sonnenstraße gar nichts falsch machen kann. Man muss nur einen halbwegs begabten DJ organisieren, ein paar schwere Boxen aufhängen, die Jugend mit konsensfähigem House und R'n'B zudröhnen - und deren Taschengeld einsammeln. Doch was hilft die beste Adresse, wenn Motivation und ein eigenes Konzept fehlen?

Das ist dann wohl die Lehre aus dieser Geschichte. Die CO2-Betreiber haben nun reagiert und ihrem langjährigen Bekannten Oliver von Carnap den Laden anvertraut, dem Mann also, den viele noch von der Trinkhalle an der Baaderstraße kennen dürften. Er will eine Bar aus dem Club machen und keinen Eintritt verlangen. Auch sonst will er sich eher abgrenzen von den Läden um ihn herum.

Ab heute soll es "intelligente, anspruchsvolle Musik" geben, Soul, Funk und Hiphop. "Und warum nicht auch mal etwas Elektronisches, solange es nicht zu verkopft klingt und der DJ nicht zeigen will, wie groß seine Plattensammlung ist." Wollen die Gäste tanzen, wird die Lautstärke kurzerhand aufgedreht. "Hätte ich nur ein Adjektiv, um den Laden zu beschreiben, würde ich vermutlich das Wort unprätentiös benutzen", sagt von Carnap. Klingt irgendwie nach einem Konzept, das funktionieren könnte.

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Quelle:
SZ vom 17.01.2013
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