Süddeutsche Zeitung

Szene München:Im Partybus auf Partnersuche

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FriendScout24 und ElitePartner waren gestern. Der moderne Single nimmt einfach die öffentlichen Verkehrsmittel - und mit dem richtigen Timing kann so eine Fahrt ziemlich kuschelig werden.

Eine Kolumne von Andreas Schubert

Pünktlichkeit hin oder her: Münchens öffentliche Verkehrsmittel sind schon ziemlich kuschlig. Hier kann man sich mit wildfremden Menschen eng an eng aneinanderschmiegen und sich schon beim Aussteigen auf die nächste Fahrt und diese besondere Art des zwischenmenschlichen Kontakts freuen. Hat fast schon Eventcharakter - wo sonst kommt man sich außerhalb einer Kneipe oder eines Clubs schon so nah?

Natürlich ist zu beachten, dass sich bei Weitem nicht jedes öffentliche Verkehrsmittel zum Flirten eignet - und schon gleich gar nicht immer. Wer zum Beispiel morgens in der U-Bahn ein hübsches Gesicht entdeckt und Kontakt aufnehmen will, hat verloren: falscher Ort, falsche Zeit. Wer es trotzdem versucht, bekommt im freundlichsten Fall ein gleichgültiges Zieh-Leine-Alter-Gesicht als Reaktion.

Im Metrobus 62 sieht das zumindest am Abend ganz anders aus. Der verkehrt zwischen Ostbahnhof und Rotkreuzplatz und umgekehrt - und ist sozusagen die inoffizielle Partylinie des MVV. Mit dem 62er touren die Feierwilligen unter anderem zum Gärtnerplatzviertel mit seinen unzähligen Bars oder weiter Richtung Schlachthofviertel. Dort lockt zum Beispiel der Event-Mexikaner Los Bandidos schon seit Urzeiten das junge Feiervolk an, das sogar aus dem Umland extra in diese etwas abgelegene Gegend kommt.

Die Chancen, schon während der Fahrt erste Kontakte zu knüpfen, die sich später im Los Bandidos oder ein paar Meter weiter in der Kneipe Zur Gruam intensivieren lassen, stehen im Partybus nicht schlecht. Schade nur, dass der MVV das Ambiente nicht cooler gestaltet, mit verdunkelten Scheiben, gedämpfter Beleuchtung, Partysound und so. Die Route sixty-two würde zur hipsten Linie der Republik. Die einzelnen Haltepunkte würden im Jugendsprech als Ends-Haltestellen Einzug finden. Und der Ostbahnhof würde wegen der nahe gelegenen Kultfabrik zur - echt krassen - Ends-Endstation.

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Quelle:
SZ vom 16.01.2014
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