Süddeutsche Zeitung

Szene München:Hopster für Hipster

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Nicht zu süß, nicht zu bitter: Ein Münchner Brauer hat die angeblich erste Hopfenlimo erfunden. Hopster schmeckt mehr nach Bionade als nach Bier - und könnte zum Trend werden.

Von Thierry Backes

Kartoffeln haben schöne Namen. Sie heißen Linda, Toscana oder Sissi, da kann der Hopfen nicht mithalten. Man hat ihn Citra getauft, Chinook oder Simcoe - was aber nicht weiter schlimm ist, schließlich kauft niemand Hopfen im Supermarkt.

Die Frage ist nur: Lohnt es sich, die Sorten trotzdem zu kennen? Schließlich legen Craftbier-Brauer heute viel Wert darauf, genau zu erklären, wie und womit ihr Produkt entstanden ist. So macht es zum Beispiel auch der junge Münchner Jonas Seidl. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass er gar kein Bier herstellt, sondern die angeblich erste Hopfenlimonade. Gebraut wird sie, das nur für Kenner, mit den Sorten Tradition, Taurus, Perle und Cascade.

"Hopster" hat Seidl das alkoholfreie Getränk genannt und damit, ob bewusst oder nicht, gleich die Zielgruppe umrissen: Hipster. Wer ein Hopster probieren möchte, kann sich die 0,25-Liter-Flaschen vorerst nur im Internet kaufen, für 1,65 Euro beim Spätverkauf an der Baaderstraße erstehen oder in einer ausgewählten Bar wie dem Tap-House oder dem Carlitos vorbeischauen.

Das Hopster selbst ist farblich sehr nah am Holunderblütensirup, schmeckt aber "nicht so süß", wie es schon auf dem Etikett heißt, und auch nicht so bitter wie ein Pils. Die Hopfennote ist dezent, wobei für den Laien nicht ersichtlich wird, ob das nun auf Perle oder Taurus zurückzuführen ist. Es lässt sich wohl aber schreiben, dass Hopster mehr an Bionade erinnert als an Bier.

Das kommt Hipstern entgegen, denen Bionade schon immer besser geschmeckt hat als ein Helles. Und weil Hipster von Natur aus ständig auf der Suche nach etwas Neuem sind, werden sie sich im Sommer womöglich um eine Kiste Hopster an der Isar versammeln. Seidl wird, so viel ist sicher, versuchen zu expandieren. Schon bald wird es Hopster auch in anderen Bars geben, idealerweise kreiert irgendein Barkeeper irgendeinen Drink. Und am Tresen wird es nur noch ein Gesprächsthema geben: Simcoe oder Cascade?

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Quelle:
SZ vom 05.03.2015
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