Süddeutsche Zeitung

Weggehen:Einen Drink zu mixen ist mehr, als Zutaten zusammenzuschütten

Ein Cocktail-Wettbewerb zeigt, was beim Zubereiten alles beachtet werden muss.

Von Philipp Crone

Einfach nur zusammenpassende Zutaten verrühren, um einen Drink anzubieten? Das ist ungefähr so, als würde man in einem der Tausenden Burger-Läden Münchens einfach eine Scheibe Fleisch zwischen zwei Semmelhälften schieben. Das reicht heute hinten und vorne nicht mehr.

Gut zu sehen ist das am derzeit laufenden Cocktail-Wettbewerb "Made in GSA" des Fachmagazins Mixology. Die Teilnehmer entwerfen Drinks, die nicht nur schmecken, sondern auch unterhalten. Patrick Metzger, Dozent der Münchner Barschule, ist einer der elf Finalisten und erzählt mit seinem Drink die Geschichte der Neuen und Alten Welt.

Basierend auf dem Drink "Vieux carré", benannt nach einem Viertel in New Orleans, hat der 47-Jährige unter anderem einen Chili-Zimt-Likör (Zutaten aus der Neuen Welt), Grappa (Alte Welt) und einen Bonpland Rum Suave, der beides vereint. Es ist ein Rum (Neue Welt), der in deutschen Weinfässern gelagert wurde und mit Mosel-Weintrauben verfeinert wurde (Alte Welt).

Dass dann mit einer angeschnittenen Orange ein Teil des vorgekühlten Glasrandes befeuchtet wird, um diesen mit Vanille-Chili-Salz zu garnieren, ist sicher ganz im Sinne des Forschers und Entdeckers Aimé Bonpland, dem Rum-Namensgeber.

Wenn die modernen Drinkologen so weitermachen, ist allerdings bald alles trinkbare in einem Cocktailglas kombiniert und sie müssen wirklich zu Expeditionsreisen à la Bonpland aufbrechen, um wieder neue Zutaten zu entdecken.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2018
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