Süddeutsche Zeitung

Szene München:Der Stenz zur Bar

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Aufschneiden, flirten und das Leben in München genießen - dafür steht Monaco Franze. Es wundert also nicht, dass die "Distillers Bar" ihn als Konterfei gewählt hat. Doch das Monaco-Logo signalisiert noch mehr.

Eine Kolumne von Philipp Crone

Was bedeutet es, wenn eine Bar das Konterfei vom Monaco Franze als Logo wählt? Dass man auch als verheirateter Mann in diesem Etablissement bei den Damen sein Glück versuchen sollte? Vielleicht auch das, auf jeden Fall ist es ein geschickt gewähltes Bild für eine Münchner Bar, Franz Münchinger alias Monaco Franze ist schließlich so beliebt in dieser Stadt wie zu seiner Zeit die Faschingsbälle berüchtigt waren. Ein herrlich unschuldig daherkommender Stenz, dem niemand wirklich böse sein kann. Aufschneiden, flirten und das Leben in München genießen.

Es wundert also nicht, dass die am 21. Dezember in der Occamstraße 2 eröffnete "Distillers Bar" den Monaco gewählt hat, wie er süffisant in die Abendsonne und den Damen am Odeonsplatz hinterherlächelt. Andere Charaktere der bayerischen Serienklassiker wären da schon schwieriger zu vermitteln.

Eine Bar mit Baby Schimmerlos-Bild? Der notorisch schlecht gelaunte Klatschreporter aus "Kir Royal" steht kaum für Münchner Lebensart. Außerdem müsste man fürchten, dass jederzeit Fotograf Herbie auftaucht und einen beim Anstoßen ablichtet. Und der Charly aus den "Münchner Geschichten" wäre gar ein ganz fatales Zeichen für eine neue Bar. Es gibt ja nicht eine Folge, in der er nicht aus einer "Riesenidee" einen Riesenreinfall macht.

Also lächelt der Monaco in der Distillers Bar und von der Cocktail-Karte. Doch so beliebt und als Maskottchen gehegt der Franz Münchinger auch ist, sein Verhältnis zum Alkohol ist ein gescheitertes. Die trudelnde Heimfahrt nach durchzechter Nacht samt Dialog mit den Streifenpolizisten ("Ja freilich Alkohol!") ist da nur ein Beispiel.

Das Monaco-Logo signalisiert also in der Occamstraße 2 neben dem bewährten "A bisserl was geht immer" auch, dass man nach einem Besuch das Auto lieber stehen lässt.

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Quelle:
SZ vom 03.01.2013
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