Süddeutsche Zeitung

Sterne:Unterm Firmament

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Auf der Plattform der Volkssternwarte sind der Himmel und die nächtliche Stadt ganz nah

Von Renate Winkler-schlang

Jeder Blick zu den Sternen ist ein Blick in die Vergangenheit. Nur gut acht Minuten braucht das Licht von der Sonne zur Erde. Schaut man aber mit einem Teleskop zur Andromedagalaxie hinauf, so war das Licht mehr als 2,5 Millionen Jahre unterwegs, bis es in der Volkssternwarte an der Rosenheimer Straße 145 sichtbar gemacht wird. 35 Meter hoch ruht die Beobachtungsplattform auf einem bombenfesten, ehemaligen Bunker. Man kann in München höher stehen, weiter in die Ferne schauen aber kann man sicher nirgendwo. Die Lichter der Stadt stören hier zwar alle, die auf dem Vollmond jeden Krater sehen wollen. Eigentlich. Doch auch der Blick auf das nächtliche München, den die Besucher von hier aus genießen können, ist für die meisten der Jugendlichen und Familien, der Astronomiefans, der Einheimischen und Touristen, eine wunderbare Dreingabe.

Drüben, die Medienbrücke, zwei Mädels zücken ihre Handys für ein Foto. In den schwach beleuchteten und verwaisten Büros lassen sich die Blätter der Stechpalme zählen, so nah ist dieses "liegende Hochhaus". Zu Füßen der Plattform liegen die Baustellen des Werksviertels, am besten sieht man das in mehreren Farben beleuchtete Parkhaus. Doch auch eine Fassade mit Graffiti lugt hervor.

Der alte Turm aus Pfanni-Zeiten, der zum Zentrum des geplanten Parks dort werden soll, rückt als nächstes in den Fokus. Aber halt, da ganz hinten: Das ist die Fußball-Arena. Mae West, das Kunstwerk am Effnerplatz, ragt daneben in den Abendhimmel. Drüben der Zwiebelturm, das kann nur Maria Ramersdorf sein. Sogar den Maibaum daneben kann der Beobachter ausmachen, es beeinträchtigt ihn hier oben ja keine Terrassenbeleuchtung. Auf der anderen Seite der Wohnring von Neuperlach, dahinter Alpenpanorama. Im Hof unten stehen alte Bäume, da drüben, das war mal die Konen-Kleiderfabrik. Ist lange her. München wandelt sich, das sieht man von hier.

Hat man genug davon, reiht man sich in die Schlangen derer, die mit den großen, dicken Rohren ins All hinaus schauen wollen. Spannend ist beides.

Die Sternwarte an der Rosenheimer Straße 145 hat Montag bis Freitag geöffnet, in den Sommerferien zum bis 10. September auch samstags. Von September bis März darf man um 20 Uhr hinauf, in den helleren Monaten von 21 Uhr an; dann jeweils für ungefähr zwei Stunden. Erwachsene zahlen sechs Euro, Kinder von vier Jahren an zahlen vier Euro Eintritt. Zu besonderen Anlässen gibt es längere "Sternstunden".

Infos unter www.sternwarte-muenchen.de.

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Quelle:
SZ vom 03.09.2016
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