Süddeutsche Zeitung

Steaks und Würstel:"Das geht weg wie Hölle"

Lesezeit: 2 min

Metzger wie Franz Künzner versorgen Griller auch nach Ladenschluss mit Fleisch

Von Florian Haenes, München

Wenn an einem lauen Sommerabend die Nachbarn den Grill rausholen, die Kohle anzünden und Wurst und Steaks auf den Rost legen, dann weckt der Duft meist unvermittelt das Bedürfnis, selbst auch zu grillen. Ein Bedürfnis, dass trotz leeren Kühlschranks auch nach Ladenschluss nicht unbefriedigt bleiben muss. Denn geschäftstüchtige Metzger verkaufen rund um die Uhr ihre Steaks und Würstel: am Automat.

Petra Obermillacher schlendert aus dem Laden der Metzgerei Franz am Laimer Platz und bleibt vor dem Wurstautomaten gleich neben der Ladentür stehen. Sie beißt von ihrem Cordon Bleu im Brötchen ab und kaut gemächlich, während sie die Auslage im Automaten betrachtet. Hinter der Scheibe befinden sich auf mehreren Ebenen Wurst, Schnitzel, Krautsalat und Bier. Den Automaten gibt es seit einem Jahr und seitdem ist Obermillacher treue Kundin. "Am Wochenende oder später am Abend wollte ich oft mit Freunden grillen", erzählt sie, "doch es fehlte am Grillgut." Nun kauft sie in diesen Fällen Wurst und Steak am Automaten, meist Geflügel, vor allem Pute, wenn's teurer sein darf auch mal vom Rind. Obwohl Petra Obermillacher inzwischen vom Laimer Platz weiter in die Innenstadt gezogen ist, bleibt sie dem Automaten treu.

Besitzer des Automaten ist Franz Künzner, Geschäftsführer der Metzgerei Franz am Laimer Platz. Ein einträgliches Geschäft sei der Automat, dessen Prototypen er das erste mal auf einer Fachmesse gesehen habe. 300 bis 400 Schalen mit Fleisch verkaufe er an einem Sonntag im Sommer. "Da gibt es Renner und Penner im Angebot, aber grundsätzlich gilt für Grillfleisch: Das geht weg wie Hölle." Künzner und seine Azubis müssen dann an manchen Sonntagen schon mal an die Arbeit, um den Automaten nachzufüllen. Einige Kunden nutzen das Gerät sogar, obwohl der Laden noch geöffnet ist, berichtet Künzner. Das seien vor allem Mütter, deren Kindern fasziniert sind, wie der Warenlift die Wurst erst greift, durch den Automaten trägt und schließlich unten ins Fach wirft.

Einen guten Ruf hat Essen aus dem Automaten im Allgemeinen nicht - doch Franz Künzner will mit Fertigproduktautomaten, wie sie oft an Bahnhöfen stehen, nichts zu tun haben. In diese Gesellschaft gehört der Automat am Laimer Platz nicht, meint der Metzger: "Wir verkaufen nur eigenproduzierte Ware, von Tieren aus artgerechter Haltung". Das Geschäft mit dem Automaten läuft so gut, dass Franz Künzner in den nächsten Tagen einen weiteren Automaten aufstellen wird. In der Fürstenriederstraße, gleich am Westpark mit seinen Grillzonen, soll der Automat dann Fleisch ausgeben.

Auch andere Metzger sehen in den Automaten eine Geschäftsidee. Über ganz München, ja ganz Bayern zieht sich inzwischen ein Netz aus Grillfleischautomaten:In Augsburg gibt es einen, außerdem in Dachau, Freising, Ingolstadt, Weilheim und Biburg. Nach Angaben der Webseite grillfleischautomaten.de steht Bayern im Bundesvergleich mit zwölf Automaten an dritter Stelle. Nur die Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind nach Ladenschluss noch flächendeckender mit Wurst versorgt.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2015
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