Süddeutsche Zeitung

Wörthsee:Nächster Halt Kuckucksheim

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Weil für Standardbusse kein Durchkommen ist, empfiehlt Verkehrsmanagerin Susanne Münster der Gemeinde, das Wohnquartier mit Bürgerbus oder Ruftaxi anzubinden. Zur neuen Fahrradstraße soll es einen Flyer geben

Von Christine Setzwein, Wörthsee

So schlecht läuft es nicht in Wörthsee mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Drei Buslinien bedienen heute den Ort im Stundentakt, sie verbinden Wörthsee mit dem Gewerbepark in Inning, mit Oberalting und sogar mit Andechs. Aber Gutes kann noch besser werden. Das meinte auch Susanne Münster, die Verkehrsmanagerin des Landkreises, in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend. Zum Beispiel die Anbindung des Wohnquartiers Kuckucksheim, die von den Grünen beantragt worden war.

Aber so einfach ist es nicht. Durch die enge Jäger- und Fichtenstraße "kommen wir mit dem bestehenden zwölf Meter langen Standardbus nicht durch", sagte Münster. Es würden auf alle Fälle viele Parkplätze wegfallen, "und ich weiß, was Parkraum in den Gemeinden bedeutet". Doch es gebe Alternativen: Bürgerbus, Sammeltaxi oder Ruftaxi. Für den Anfang empfiehlt sie den Bürgerbus, den allerdings die Gemeinde finanzieren müsste. Das Ruftaxi, das in den MVV integriert ist, außerhalb der Buszeiten fährt und bisher in Inning, Herrsching und Gilching angeboten wird, soll auf den ganzen Landkreis ausgeweitet werden. Münster: "Vielleicht können wir damit 2024/25 das Kuckucksheim auch tagsüber bedienen." An der Notwendigkeit, das Quartier an den ÖPNV anzubinden, besteht kein Zweifel: Jakob Aumiller (CSU) erinnerte daran, dass an der Kuckuckstraße zwei große Wohneinheiten entstünden.

Wenig Chance sieht die Verkehrmanagerin für einen Shuttlebus im Sommer von Etterschlag und vom S-Bahnhof zu den Badegebieten. Auf dieser Strecke fahren Linienbusse, "und der Betreiber hat die Konzession", sagte sie. Sprich: Ein anderer Bus dürfe dort gar nicht fahren. Geprüft werden könnte aber, ob an den Sommerwochenenden zusätzliche Fahrten möglich seien und was das koste.

Was den Fahrradschutzstreifen an der Etterschlager Straße betrifft, "stehen wir in den Startlöchern", nachdem die Kanalbauarbeiten nun beendet seien, sagte Münster. Sie plädierte dafür, den Streifen - von der "Pizzakreuzung" bis zum Edeka - zunächst zu testen, ohne auf der anderen Fahrbahnseite ein absolutes Halteverbot zu erlassen. "Ich bin kein Freund vieler Schilder." Da waren die Gemeinderäte anderer Meinung. Angesichts der völlig zugeparkten Ortsdurchfahrt "hätten wir dieses Halteverbot schon im Sommer gebraucht", sagte Dirk Bödicker (Wörthsee-Aktiv). Florian Tyroller (Grüne) plädierte dafür, das Parken wenigstens in den "gefährlichen Kurven" zu verbieten. Benedikt Gritschneder (SPD) meinte, dass zwischen Kirche und Pizzakreuzung ein absolutes Halteverbot nötig sei.

"Sehr mutig", nannte Münster die Ausweisung der Seestraße als Fahrradstraße. Was das genau bedeutet, wüssten freilich die wenigsten, "das muss man kommunizieren". Der Landkreis werde deshalb bis zum Frühjahr einen Fahrradstraßen-Flyer herausgeben. Eine Absage erteilte Münster dem Vorschlag, die Fahrradstraße bis zur Maistraße zu verlängern. "Dann kann der Bus dort nicht mehr fahren." Um die Seestraße besser als Fahrradstraße kenntlich zu machen, sollte die Gemeinde zusätzlich zu den Schildern mit Markierungen arbeiten.

Ein Radweg zwischen Etterschlag und Mauern ist seit Jahren ein Thema. Der Landkreis Fürstenfeldbruck hat seinen Teil nun bis zur Landkreisgrenze fertiggestellt. Für die Strecke auf Starnberger Flur ist laut Susanne Münster eine Interimslösung durch den Wald geplant.

Im Januar will die Verkehrsexpertin wieder nach Wörthsee kommen. "Ich lade mich jetzt mal selber ein." Dann soll der Punkt Fahrradschutzstreifen ausdiskutiert werden.

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SZ vom 13.11.2020
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