Süddeutsche Zeitung

Wörthsee:Endstation Kultur

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Das Fest im Bahnhof Steinebach gibt Einblick in die Wörthseer Szene - doch 2020 könnte es mit dem Spaß vorbei sein

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Drinnen Porträts und Büsten von Frauen mit vollen Lippen und extravaganten Frisuren oder Hüten, draußen Skulpturen und Installationen und Fotos von Bäumen auf einer Leine. Auf der Bühne steht der Herrschinger Singer-Songwriter Jakob Mühleisen. Das erste Kulturfest der Gemeinde Wörthsee im Alten Bahnhof Steinebach läuft.

"Kultur gehört zum Ort", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal, der Bahnhof sei dafür "wunderbar geeignet". Ob es den Kulturbahnhof nach 2020 noch gibt, ist allerdings fraglich. Die Besitzer Hermann Schweigert und Dietlind von Laßberg wollen das aufwendig sanierte Gebäude entweder verkaufen oder umnutzen. Die Gastronomie hat sich nicht gerechnet. Momentan findet etwa einmal im Monat ein Konzert statt, ansonsten wird der Bahnhof für Feiern vermietet. Der Bahnhof Steinebach ist heuer 115 Jahre alt und für Schweigert "der am besten erhaltene und der schönste". Es sei an der Gemeinde, die freie Kultur besser zu unterstützen, appellierte er an die Bürgermeisterin. Die Gemeinde habe den Kirchenwirt gekauft, da könne sie doch auch den Bahnhof kaufen, meinte er. Denn: "Kultur braucht eine Heimat." Das wünscht sich auch Juliane Seeliger: Die Kulturbeauftragte hat das Kulturfest angeregt und organisiert. Am liebsten würde sie zusammen mit anderen Wörthseern einen Kulturverein gründen. "Die Satzung ist schon fertig" , sagte sie. So lange der Bahnhof noch zur Verfügung steht, will sie weiter Feste veranstalten. In einer gelben Box hat sie am Sonntag Ideen und Vorschläge der Besucher gesammelt.

Die bekamen einen interessanten Einblick in die lokale Kulturszene: ob es die Frauen der Walchstadter Malerin und Bildhauerin Carin Heilmeier waren, die Lichtobjekte aus Fahrradkomponenten des Steinebachers Bartek Zabielny ("Radlbazi"), die Objekte von Johannes Englmeier vom Skulpturenweg, eine Installation von Grundschülern oder die Fotos von Kindern und Jugendlichen für den Fotowettbewerb der Gemeinde. Die Folkgruppe Keena stammt aus Weßling, die Poetry Slamer kamen aus Wörthsee und Umgebung, das Bier ist ein Wörthseer, die Antipasti hat der Dorfladen gestiftet. Angesichts des gelungenen Festes befiel Hermann Schweigert ein "großer Hoffnungsschimmer", dass es doch noch was werden könnte mit der Kultur in Wörthsee.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2018
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