Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Tempo 30 in ganz Feldafing

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Der Gemeinderat führt das generelle Limit ein, um dann überflüssige Schilder abmontieren zu können. Nur die Durchgangsstraßen bleiben ausgenommen.

Von Otto Fritscher, Feldafing

Da hat die Verwaltung genau gezählt: 535 Verkehrszeichen gibt es im Gemeindegebiet von Feldafing - ein Schilderwald, der bald gelichtet werden soll: Rund 150 Schilder, so Bürgermeister Bernhard Sontheim in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend, könnten überflüssig werden, wenn im gesamten Ortsgebiet mit Ausnahme der Durchgangsstraßen Tempo 30 eingeführt werde. Genau dies beschlossen die Gemeinderäte gegen drei Stimmen aus der Bürgergruppe.

"Wir haben ein rechtes Durcheinander, was Geschwindigkeitsbeschränkungen im Ortsgebiet betrifft. Auf manchen Straßen haben wir schon Tempo 30, auf anderen gilt 40 oder es sind 50 Kilometer pro Stunde erlaubt", erklärte Bernhard Sontheim. Und es vergehe kaum eine Woche, in der nicht ein Anlieger vor ihm stehe und Tempo 30 für seine Straße fordere. Sich selbst nahm der Bürgermeister offenbar nicht als Maßstab: "Ich bin dafür, auch wenn Tempo 30 so langsam ist, dass ich fast vom Motorrad falle."

Zweiter Bürgermeister Anton Maier (Grüne) erwartet sich von einem ortsweit gültigen Tempo 30 "einen deutlichen Sicherheitsgewinn". Stefanie Jirsa-Kaufmann (FDP) wies darauf hin, dass es kein Grund für Tempo 30 sei, dass man leichter Geschwindigkeitskontrollen durchführen könne. So hatte es in der Sitzungsvorlage gestanden.

Arno Klug (Grüne) wollte wissen, ob man die nicht mehr verwendeten Schilder zum Wohle des Gemeindesäckels nicht verkaufen könne. Sontheim wiederum wies darauf hin, dass "viele Verkehrszeichen völlig derhaut sind und ins Altmetall gehören." Dritter Bürgermeister Roger Himmelstoß (CSU) machte sich für die Aufstellung von einigen "Psychobremsen" stark; er meinte Verkehrs-Smileys, die Autofahrer mit einem grünen Grinsegesicht erfreuen, wenn diese sich an das Tempolimit halten. "Das wirkt, die Dinger sind schon gut", erklärte auch Markus Hauser (Bürgergruppe).

Lediglich Maximiliane Gerber (Bürgergruppe) wollte sich mit Feldafing als Tempo-30-Oase nicht abfinden. "Ich bin für Tempo 40", sagte sie. Zum einen könne man auf einem Tacho nicht erkennen, ob man 30 oder vielleicht 33 Kilometer pro Stunde fahre und dann schon Strafe zahlen müsse. "Außerdem zeigen die verschiedenen Messgeräte der Gemeinde unterschiedliche Werte an, obwohl sie angeblich geeicht sind", sagte Gerber.

Mit diesen Argumenten ließen sich ihre Gemeinderatskollegen nicht umstimmen. Mit zehn gegen drei Stimmen wurde die Verwaltung beauftragt, Zug um Zug ortsweit Tempo 30 und in den meisten Kreuzungen dann eine Rechts-vor-Links-Vorfahrtsregelung einzuführen.

Allerdings wird es aus Sicherheitsgründen einige Ausnahmen geben, wie sich bei einer Verkehrsschau mit der Polizei herausgestellt hatte. Ausnahmen sind etwa die Kreuzungen Seewies-/Koempelstraße, Ascheringer und Wielinger Straße sowie Thurn-und-Taxis-Straße/Neindorf-Straße. Die Polizei besteht auch darauf, dass die Traubinger Straße bis zur Einmündung Birkenweg und die Pöckinger Straße bis zur Einmündung Friedensweg nicht in die Tempo-30-Zone aufgenommen werden. Damit zeigten sich die Gemeinderäte einverstanden.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2019
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