Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Radfahrer auf Irrwegen

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Mal sind sie verbotenerweise auf der Straße unterwegs, mal unerwünscht auf dem Gehweg: Die Polizei muss immer häufiger Verstöße von Radlern ahnden.

Von Carolin Fries, Starnberg

Kaum dass das Wetter trocken und die Temperaturen sommerlich sind, kracht es auf den Straßen im Landkreis. Und zwar immer häufiger unter Beteiligung von Radfahrern, "das werden gefühlt immer mehr", sagt Oliver Jauch von der Polizeiinspektion Starnberg. Der Polizeihauptmeister ist für den ganzen Landkreis als Sachbearbeiter Verkehr zuständig und kann dieses Gefühl zwar nicht mit Zahlen belegen - schließlich müssen Räder nicht angemeldet werden -, doch er ist überzeugt davon, dass die Lockdowns in der Pandemie viele aufs Rad getrieben haben. Dabei spiele die körperliche Fitness kaum eine Rolle, gebe es inzwischen doch zahlreiche Rad-Modelle mit elektrischer Unterstützung.

Jauch hat in den vergangenen Monaten vor allem zwei Arten von Verstößen ausgemacht: Radfahrer, die verbotenerweise den Gehweg benutzen. Und Radfahrer, die verbotenerweise auf der Straße anstatt auf einem vorhandenen Radweg fahren. Grundsätzlich, so Jauch, müssen Radfahrer nämlich die Straße nutzen. Wer dennoch auf dem Gehweg fährt und erwischt wird, zahlt 55 Euro. 36 Mal hat die Starnberger Polizei diesen Verstoß in diesem Jahr bereits in ihrem Einsatzbereich geahndet. Ebenso auffällig seien Radfahrer - insbesondere Rennradfahrer -, die vorhandene Radwege ignorieren und stattdessen auf der Straße in die Pedale treten. "Es besteht der Irrglaube, dass es sich bei dem Radweg um ein Angebot handelt", so Jauch. Tatsächlich bestehe aber keine Wahlmöglichkeit: Ein gekennzeichneter Radweg muss Jauch zufolge von Radfahrern genutzt werden, auch wenn dessen Zustand nicht den individuellen Anforderungen entspreche. In 27 Fällen hat die Starnberger Polizei in diesem Jahr Verstöße gegen diese Anordnung geahndet, besonders häufig entlang der Olympiastraße über Wangen und Percha. 20 Euro müssen die erwischten Radfahrer zahlen, die oft keinerlei Verständnis zeigten, wie Jauch berichtet. "Viele sehen das überhaupt nicht ein und werden frech."

Dass Radfahrer sich verfahren oder wie am vergangenen Wochenende ein Rennradfahrer die Autobahn quert, sei indes die Ausnahme. Obwohl Jauch zuletzt an einem Reiterhof ein Schild gesehen hat, das explizit Bezug auf die Navigations-App "Komoot" nahm und die Durchfahrt verwehrte.

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