Süddeutsche Zeitung

Überraschender Fund:Toter Gänsegeier gibt Rätsel auf

Der hierzulande seltene Vogel ist möglicherweise vergiftet worden

Im Landkreis Starnberg ist am Mittwoch ein toter Gänsegeier entdeckt worden. Das teilt der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) mit. Demnach soll ein örtlicher Jäger den Greifvogel geborgen und daraufhin sofort das Veterinäramt informiert haben. Der Gänsegeier wurde umgehend eingefroren und wird nun im Auftrag des LBV am Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit (LGL) in Oberschleißheim untersucht. "Die häufigste Todesursache bei Geiern sind Vergiftungen durch bleihaltige Jagdmunition oder durch das verbotene Kontaktgift Carbofuran. Wir warten mit Spannung auf das Untersuchungsergebnis", erklärt der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Die Naturschützer zeigen sich in diesem Zusammenhang besorgt um die beiden im Juni im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Bartgeier Wally und Bavaria. Sollte sich herausstellen, dass der Gänsegeier tatsächlich durch die Aufnahme an mit bleihaltiger Jagdmunition beschossenem Aas verendet ist, würde dies die tödliche Gefahr belegen, der auch alle bayerischen Bartgeier ausgesetzt sind. "Wir fordern deshalb, dass sich private Jäger und Kommunen umgehend dem Entschluss der Bayerischen Staatsforsten anschließen und zukünftig auf die Nutzung von bleihaltiger Jagdmunition verzichten", so Schäffer.

Weil der tote Gänsegeier keinen Ring und keinen Sender hatte, ist seine Herkunft unklar. "Der Fund eines solchen Vogels in Bayern im Winter ist absolut außergewöhnlich", erklärt der LBV-Vorsitzende. Die nächsten Brutvorkommen der Aasfresser mit einer Flügelspannweite von rund 2,70 Metern liegen in Nordost-Italien an der Grenze zu Slowenien oder in Südfrankreich. Überwinternde Vögel in Bayern sind laut LBV selten. Das europäische Hauptvorkommen des Gänsegeiers liegt in Spanien mit rund 20 000 Brutpaaren.

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SZ vom 20.01.2022 / Abec
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