Süddeutsche Zeitung

Tutzing:Weg frei für Mobilfunkmast

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Am Waldfriedhof in Tutzing soll eine bis 2022 befristete Anlage das Provisorium mit Dieselaggregat ersetzen. Unterdessen hat ein Anlieger einen nächtlichen ABC-Einsatz der Feuerwehr ausgelöst, weil er Gefahr vermutete

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Um die Mobilfunkversorgung über das D1-Netz der Deutschen Telekom in Tutzing flächendeckend zu gewährleisten, hat der Gemeinderat am Dienstag die baurechtlichen Voraussetzungen für einen provisorischen Mast am Waldfriedhof an der Kustermannstraße geschaffen. Der Stahlgittermast mit einer Höhe von 32,95 Meter soll samt einem Technikcontainer befristet bis Ende 2022 das Mobilfunknetz am Ort sichern.

Dazu wird der Flächennutzungsplan geändert, zwei Konzentrationsflächen für Mobilfunkanlagen am Waldfriedhof werden ausgewiesen - eine auf Gemeindegrund, eine auf Kirchengrund im Wald. Der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm GmbH erscheint das Areal von St. Joseph, das weiter weg von Wohnbebauung ist, offenbar geeigneter. Sie beantragte, den Antennen-Dreiecksmast dort aufzustellen, was der Gemeinderat befürwortete. Wegen der Genehmigungsverfahren kann der Bau vermutlich aber erst Anfang 2020 geschehen. Bis dahin soll der etwa 25 Meter hohe mobile Mast, der seit einigen Tagen am Waldfriedhof steht, erst einmal die nächsten Monate überbrücken.

Doch der verursacht Aufregung. Das Dieselstromaggregat für den Betrieb des "provisorischen Provisoriums" hat einen Anlieger wegen angeblicher Vergiftungsgefahr veranlasst, nachts die Feuerwehr zu rufen. Kommandant Markus Kuisl bestätigt auf SZ-Nachfrage den ABC-Einsatz am 24. Juli, zu dem um 23.19 Uhr zwölf Leute ausrückten. Und keinerlei Gefahr feststellten. Als "grenzwertig" kommentierte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) in der Sitzung, zu der etwa 20 Interessierte gekommen waren, solche Aktionen. Doch in diesem Punkt hofft sie auf Befriedung. Bis Ende dieser Woche werde die Deutsche Funkturm einen Stromanschluss installieren lassen, das Dieselaggregat werde verschwinden, teilte Greinwald mit.

Das Mobilfunk-Thema kocht in Tutzing wieder hoch, das Rathaus sieht sich zahlreichen Beschwerden, auch unflätigen Beschimpfungen ausgesetzt, wie die Bürgermeisterin kritisierte. Handynutzer von D1, darunter viele Tutzinger Geschäftsleute, beklagten Empfangsschwierigkeiten, seitdem die Telekom ihren Mast an der Bahnhofstraße abgebaut hatte, weil das dortige Gebäudes auf dem ehemaligen Roche-Gelände abgerissen worden war. Andere fühlten sich durch den Ersatzmast gestört. Greinwald bat dringend um Mäßigung, zumal die Gemeinde den Mobilfunkanbieter nur bei einer Lösung unterstützen könne. Der könne auch auf ein Privathaus im Ortszentrum genehmigungsfrei einen Zehn- Meter-Mast setzen, sagte sie.

Prinzipiell soll der D1-Mast nach 2022 wieder an die Bahnhofstraße wandern. Funktioniert der Betrieb am Waldfriedhof jedoch gut, äußerten Gemeinderäte Sympathie für einen dauerhaften 40 bis 50 Meter hohen Funkmast an der Stelle. Diese Diskussion unterband Greinwald rasch, zumal dann womöglich schon die G5-Masten anstehen - in wesentlich größerer Dichte.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2019
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