Süddeutsche Zeitung

Illegaler Welpenhandel:"Nur die Spitze des Eisbergs"

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Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass die verurteilte Tierpflegerin, die zuletzt im Starnberger Tierheim beschäftigt war, Teil eines Welpenhändlerrings ist.

Von Christian Deussing, Starnberg

Welche Rolle spielte die 55-jährige Tierpflegerin, die jetzt wegen mehrfachen gewerbsmäßigen Betrugs vom Amtsgericht Landsberg zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, im Geschäft des illegalen Welpenhandels? Auf die Spur kam ihr die Polizei vor einigen Jahren nach Hinweisen aus Furth im Wald an der tschechischen Grenze. Im Juli 2021 wurde daraufhin die Wohnung der Frau von der Kripo durchsucht, woraufhin sich der Verdacht gegen die 55-Jährige erhärtete. Da hatte sie bereits mehrere Monate im Starnberger Tierheim gearbeitet - ohne negativ aufzufallen. Dort wusste man aber bis vor Kurzem nichts von den Ermittlungen und dem Strafverfahren gegen die Frau, die laut dem Trägerverein des Tierheims bis zuletzt "gut gearbeitet" habe.

Der Tierschutzverein reagierte entsetzt auf die offenkundig kriminellen Machenschaften. Das Tierheim will sich nun von der Mitarbeiterin trennen. Denn das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagte aus einer Zwangszucht in Tschechien unter anderem angeblich reinrassige Bolonka-Zwetna-Welpen angeboten habe. Dabei seien die Käufer getäuscht worden, weil die jungen Hunde überwiegend Mischlinge und krank gewesen seien.

Zu den Betrugsopfern soll dem Vernehmen nach auch ein Kraillinger gehören. Geschädigt wurden den Ermittlungen zufolge unter anderem auch Hundeliebhaber aus München, Stephanskirchen, Farchant und Regensburg. Es sollen bei der Frau tierärztliche Bescheinigungen und Impfnachweise entdeckt worden sein, die offensichtlich nicht der Wahrheit entsprachen. Im Prozess wurden der Angeklagten acht konkrete Fälle zur Last gelegt. Ermittler vermuten aber, dass dies "nur die Spitze des Eisbergs" sein könnte.

Die Welpen aus Tschechien soll die Tierpflegerin laut Anklage zwischen Oktober 2019 und Oktober 2020 bei einem vorgeblichen Züchterpaar besorgt und in Bayern weiterverkauft haben - was aber die Angeklagte bislang bestreitet. Die 55-Jährige hat Berufung gegen das Urteil eingelegt, inzwischen aber auch die Augsburger Staatsanwaltschaft. Die Strafverfolger glauben, dass die Frau für die Landsberger Region als Weiterverkäuferin fungiert habe und Teil eines kriminellen Netzwerkes gewesen ist.

Auch zwei Tierärzte sollen in dem Welpenschwindel verwickelt sein

Bei dem illegalen Welpenhandel mit Einfuhr von Hunden aus Tschechien geht die federführende Staatsanwaltschaft in Regensburg von einem bandenmäßigen Betrug aus - mit insgesamt mehr als tausend Fällen. Auch zwei Tierärzte seien hierbei eingebunden, erklärte ein Sprecher. Gegen einen der Veterinäre, der nördlich von München tätig ist, beantragte die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl von neun Monaten Haft auf Bewährung wegen Beihilfe zum Betrug in 72 Fällen.

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