Süddeutsche Zeitung

Buchheim-Museum:Schiffstaufe mit Apfelsaft

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Die "MS Phantasie" bricht in ihr letztes Abenteuer auf. Der ausrangierte Dampfer liegt auf der Wiese vor dem Buchheim-Museum und beherbergt die Malschule, in der die Kinder fürs Leben lernen sollen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Im Jahr 2002 hat Diethild Buchheim das Schiff auf den Namen "MS Phantasie" getauft, den sich ihr Ehemann ausgedacht hat, der Schriftsteller und Verleger Lothar-Günther Buchheim. Nun ist der Dampfer erneut getauft worden - mit Apfelsaft, denn es ist ein Schiff für Kinder. Die "MS Phantasie" ankert auf der Wiese am Buchheim-Museum in Bernried und soll die Fantasie der Kinder anregen, die hier die Ferienkurse der Malschule besuchen. Bürgermeister Georg Malterer sagt: "Die Kinder lernen hier fürs Leben, es ist eine Lebensschule."

Die "Schule der Phantasie" ist sehr beliebt bei den Kindern zwischen sechs und zehn Jahren. Die Räume im Untergeschoss des Museums waren schon lange zu eng. Nun können sie im Sommer eine ganze Woche lang jede Menge Spaß auf dem Schiff haben. Neben Spielen und Toben lernen sie viel über Kunst und Natur. Der erste Kurs hat bereits am Montag begonnen und ist mit 13 Teilnehmern voll belegt. Für die Kurse in den kommenden Wochen sind noch Plätze frei.

Der achtjährige Emil Hartmann strahlt über das ganze Gesicht. "Das habe ich noch nie gemacht", sagt er, nachdem er die Saftflasche mit Schwung an die Schiffswand geschmettert hat. Stolz geht er zurück zu den anderen Kursteilnehmern, die mit ihren selbst gebastelten Fischen, Quallen und Tintenfischen am Schiff Spalier stehen. Jetzt wollen sie noch gemeinsam eine Seeschlange bauen. "Sie soll sich wie das Schiff aus dem grünen Meer winden", erklärt Kursleiterin Ulrike Neumann-Neupert. Sie meint damit die große Wiese zwischen dem Pförtnerhaus und dem Ufer des Starnberger Sees.

Das ist der letzte Hafen, den das ausrangierte Schiff angefahren hat. Museumsdirektor Daniel J. Schreiber hat es vor der Verschrottung gerettet. Der Dampfer ist 1960 für den Tegernsee gebaut worden. Für den Starnberger See war er mit 58 Plätzen zu klein und der Einstieg zu tief. Schreiber zahlte den symbolischen Preis von einem Euro: "Aber es war natürlich viel teurer." Es musste noch ein fünfstelliger Betrag investiert werden, um das Schiff auf Kufen auf die Wiese zu ziehen, eine Wasserleitung zu verlegen und es komplett umzubauen. Das Schiff wurde entkernt und mit Klimaanlage, neuer Toilette und kindergerechten Tischen ausgestattet, die auch nach draußen gestellt werden können. "Hier können sich die Kinder austoben, gestalten und in der Natur sein - das setzt Kreativität frei", sagte Neumann-Neupert.

Infos und Anmeldung unter www.buchheimmuseum.de/service/ferienkurse

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Quelle:
SZ vom 31.07.2020
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