Süddeutsche Zeitung

Freizeit:Die Treppe in den Starnberger See, an der Baden verboten ist

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Die Gemeinde Berg investiert 180.000 Euro in einen "Seeabstieg" - und untersagt wegen des Andrangs prompt den Abstieg in den See. Aus einem guten Grund.

Kolumne von Sabine Bader, Berg

Wer am See ist, der will auch ans Wasser. Oder noch besser: ins Wasser. So ist das eben. Das ist quasi ein Naturgesetz. Nur dort zu sitzen, und den Ausblick zu genießen, das ist für viele keine Option. Und so ist manch ein Interessenkonflikt vorhersehbar. Der am neuen Berger "Seeabstieg" zum Beispiel. Die Gemeinde hat das kleine Grundstück direkt neben dem Hotel Schloss Berg, das ihr gemeinsam mit der Bayerischen Seenverwaltung gehört, umgestalten lassen.

Hatte hier früher eine massive Betonmauer mit Metallgeländer das Seefeeling getrübt, darf man jetzt auf Steinquadern am Wasser sitzen und den freien Ausblick aufs gegenüberliegende Ufer genießen. Eine echte Bereicherung. Alleine der Name "Seeabstieg" animiert die Besucher natürlich, daheim auch gleich Badehose und Schwimmtier einzupacken. Sicher ist sicher. Wenn sie dann aber nur hinabsteigen und nicht hineinsteigen dürfen, sind sie sauer. "Es funktioniert nicht", hat Bergs Bürgermeister Rupert Steigenberger in dieser Woche im Gemeinderat festgestellt. "Es kommen Unmengen Badegäste."

Ein Zustand, den die Gemeinde weder will, noch zulassen kann. Denn das Grundstück liegt in unmittelbarer Nähe zum Steg der Seenschifffahrt. "Wir wollen nicht, dass es zu Konflikten zwischen Schwimmern und der Schifffahrt kommt", sagt der Rathauschef. "Wäre nur ab und zu mal ein Badegast ins Wasser gegangen, hätte kein Mensch etwas gesagt." Aber einen Zustand, wie er in Kempfenhausen herrsche - mit Parkplatzproblemen, Handtüchern dicht an dicht und haufenweise Schwimmern und Badetieren, brauche man hier nicht.

Darum hat sich Steigenberger umgehört, wie Nachbarkommunen handeln. Eine gut vergleichbare Situation entdeckte er nebenan in Starnberg. Der Bucentaurpark liegt zwischen Bahngleisen und dem Werftgelände der Seenschifffahrt. Viele Besucher tummeln sich hier, genießen den Ausblick und verspeisen in der Mittagspause ihre Semmeln. Baden dürfen sie aber nicht. Darauf weisen offizielle Verbotsschilder hin. Ähnliche wird es bald auch in Berg geben. Sie sind in Planung.

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Quelle:
SZ vom 07.08.2020
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