Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Von der Werkbank in die Zahnarztpraxis

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Der "Tag der Ausbildung" findet am 22. November statt: 64 Betriebe geben 330 Schülern Einblicke in den Berufsalltag und hoffen, Nachwuchs zu rekrutieren

Von Otto Fritscher, Starnberg

Landrat Karl Roth bezeichnet es als "logistische Meisterleistung", die das Team der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (Gwt) bei der Vorbereitung des "Tages der Ausbildung" vollbringt. 330 Schüler werden am 22. November, dem Buß- und Bettag, auf insgesamt 17 Buslinien zu 64 Betrieben im Landkreis Starnberg gefahren, um dort einen direkten Einblick in den Berufsalltag geboten zu bekommen. Vermutlich werden auch diesmal wieder etliche Schüler aufgrund fehlender Kapazitäten abgewiesen werden müssen; im vergangenen Jahr gab es rund 100 Anmeldungen mehr als Plätze zur Verfügung standen. "Anmeldeschluss ist der 31. Oktober, und wir brauchen unbedingt die Original-Unterschrift der Eltern auf dem Flyer", stellte Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Gwt, bei einer Pressekonferenz am Montagmittag fest.

Der "Tag der Ausbildung" findet zum siebten Mal statt, immer am Buß- und Bettag im November, weil an diesem Tag zwar schulfrei, ansonsten aber ein normaler Arbeitstag ist. Angesprochen werden Schüler der Klassen acht bis zehn, die sich Gedanken über ihre Berufswahl machen. Die Bustouren starten an den S-Bahnhöfen Tutzing, Feldafing, Starnberg, Herrsching und Gilching, aber auch in den Nachbar-Gemeinden Planegg und Gräfelfing, die sich der Starnberger Initiative angeschlossen haben. Jeweils vier Firmen werden in der Zeit von 9 bis 16 Uhr nacheinander angefahren, die Gruppen sind zwischen fünf und 20 Jugendliche groß. Thematisch sind die Routen gegliedert nach den Berufsfeldern "kaufmännisch, handwerklich, technisch, gastronomisch, sozial." Es gibt erstmals aber auch einige thematisch gemischte Routen. Mit dabei sind große Firmen wie 3M Espe, Ruag und Webasto, aber auch der Abfallwirtschaftsbetrieb Starnberg, das Finanzamt, das Kreisklinikum, die Kreissparkasse, das Rot-Kreuz-Altenheim in Garatshausen, die Bäckerei Lidl, drei Schreinereien, Treml Laufgut, ein orthopädischer Schuhmacherbetrieb sowie diverse Arzt- und Zahnarztpraxen öffnen für junge Leute die Türen. "Ich hätte mir mehr Handwerksbetriebe gewünscht", sagt Christoph Winkelkötter. Denn gerade diese Betriebe suchten oft Nachwuchs.

Ein Aspekt ist Winkelkötter noch wichtig: In München gibt es viele renommierte große und kleine Firmen, die Strahlkraft auf die Jugendlichen aus dem Landkreis haben. "Bei einer großen Firma ist ein Azubi vielleicht die Nummer 25, und dann hat er noch dazu jeden Tag eine S-Bahn-Störung." Da sei es doch geschickter, "das Potenzial der vielen attraktiven Firmen im Landkreis zu nutzen, zumal die jungen Leute dann auch noch zu Hause wohnen können." Geworben für den Tag der Ausbildung hat die Gwt, allen voran Projektleiterin Anne Boldt, in mehr als einem Dutzend Schulen im Landkreis, in Mittel- und Realschulen, aber auch in Gymnasien wie Kempfenhausen. Für Schüler ist die Teilnahme gratis, sie bekommen sogar ein Lunchpaket. Der Tag der Ausbildung wird vor allem von Sponsoren finanziert und kostet insgesamt rund 20 000 Euro.

Starnbergs IHK-Chef Martin Eickelschulte ist von der Wirksamkeit des "Tages der Ausbildung" übrigens aus eigener Anschauung überzeugt. "Mein Sohn, der ist jetzt 19, und er hat seine Ausbildung zum Mediengestalter beendet. Er ist drei Mal am 'Tag der Ausbildung' mitgefahren. Er war bei der Firma Saegmüller in Starnberg, wo er mit einem Presslufthammer Mauern einreißen durfte, und bei so bekannten Firmen wie der DLR, der Ruag und auch bei Colibri. Ich dachte, er kommt zurück und sagt: Luft- und Raumfahrt, das ist geil." Manchmal aber sind Söhne für eine Überraschung gut, und so war das auch bei den Eickelschultes. "Mein Sohn hat gesagt, bei Colibri, einer Firma, die Software für kommunale Liegenschaftsverwaltung anbietet, war es richtig lässig. Die haben in Nullkommanix einen Taschenrechner programmiert, und da wusste mein Sohn, dass er das Programmieren lernen will. Jetzt programmiert er als Mediengestalter Webseiten." Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Papa Eickelschulte hat ein IT-Dienstleistungsunternehmen in Starnberg.

Infos im Internet unter www.gfw-starnberg.de

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SZ vom 17.10.2017
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