Süddeutsche Zeitung

Starnberger Schlossberghalle:Finanziell ein Fass ohne Boden

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Die Sanierung der viel gebuchten Veranstaltungssäle sollte anfangs 1,3 Millionen Euro kosten, inzwischen ist man bei 2,34 Millionen angelangt - und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Starnberger Schlossberghalle, quasi die "gute Stube" der Stadtverwaltung und seit Jahren viel gebuchter Veranstaltungsort für Kunst, Kultur, Soziales und Versammlungen aller Art, ist in die Jahre gekommen. Schon seit 2019 ist die Sanierungsbedürftigkeit ein Thema. Das 1995 eingeweihte Gebäude - ein Anbau ans Rathaus, in dem zuvor das Landratsamt residierte - muss dringend erneuert werden. Doch das Vorhaben erweist sich finanziell als Fass ohne Boden, ständig muss die Bauverwaltung nachjustieren. Als Gründe für die stete Kostensteigerung gelten die allgemein angespannte Lage im Baugewerbe und stark gestiegene Materialpreise.

Bis Ende Oktober sollten die Arbeiten abgeschlossen sein, doch der Zeitplan wackelt

Wer den Verwaltungskomplex am Vogelanger mit Rathaus, Foyer und den beiden Veranstaltungssälen besucht, trifft auf eine Baustellenlandschaft, die ein bisschen an eine Kletterhalle erinnert. Überall liegt Material herum, Kabel, Gerüste. Mit Hochdruck wird gearbeitet, bis Ende Oktober soll alles fertig sein. Auf der Liste stehen unter anderem neue Entlüftungssysteme und WC-Anlagen, Elektroverkabelung, Licht und Sicherheitsbeleuchtung, Brandmelde- und Alarmanlagen, Brandschutztüren, der Austausch von Entwässerungsleitungen und eine neue Bühnenkonstruktion. Die ursprünglich kalkulierten Kosten erhöhten sich jedoch stetig: Ursprünglich betrug der Kostenrahmen 1,3 Millionen Euro, der schon bald auf 1,8 Millionen, kurz darauf auf 1,97 Millionen erhöht wurde. Doch auch das reichte nicht: Im Februar genehmigte der Stadtrat nach Ausschreibung und Vergabe 2,2 Millionen Euro - und jetzt kommen noch weitere 142 000 Euro drauf für Elektroarbeiten, Brandmeldeanlage und Brandschutz.

Doch nicht nur der finanzielle Rahmen, auch der Zeitplan wackelt. Zwar wurde schon nach Ende der Faschingszeit mit den Arbeiten begonnen: Im Foyer wurden Staubschutzwände erstellt und Gerüste aufgebaut, dann erfolgte die Demontage von Deckenelementen in Stadtsaal und Foyer, der Ausbau der Lüftungselemente, die Erneuerung der Entwässerungsleitungen und Elektroarbeiten. Doch es gab unliebsame Überraschungen. Entdeckt wurden unsachgemäß verlegte Elektroverkabelungen und ungenügend abgeschottete Wanddurchbrüche in allen drei von der Sanierung betroffenen Geschossen. Wegen der Änderungen an Brandmeldeanlage und Sicherheitsbeleuchtung ist man derzeit vier Wochen hinter den im Bauzeitenplan festgelegten Terminen.

Betroffen davon, dass die Schlossberghalle aktuell nicht nutzbar ist, sind nicht nur unzählige Veranstalter, was der Stadt einen satten Einnahmeausfall beschert, sondern auch die politischen Gremien: Schon seit Wochen tagen der Stadtrat und seine Ausschüsse auswärts im Landratsamt, bei der Feuerwehr Leutstetten oder in der Mensa der Mittelschule. Die nächste Sitzung des Stadtrats findet am Montag, 27. Juni (18 Uhr), in der - nicht minder renovierungsbedürftigen - Mehrzweckhalle Wangen statt. Mal abgesehen von der Herausforderung, die jeweiligen Themen - unter anderem Umfahrung für Starnberg, Verkehrsentlastung für Percha oder Umgestaltung des Bahnhofplatzes - zu bewältigen, darf man gespannt sein, wer wie anreist: Diesen Montag startet auch das Stadtradeln.

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