Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Rutschpartie ins Risiko

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Schlittschuhläufer und Eisstockschützen zieht es aufs Eis. Die Wasserwacht warnt aber vor dem Betreten der Seen.

Michael Berzl und Sophie Rebmann

StarnbergDie frostige Brise aus dem Osten beschert dem Landkreis Starnberg ein eisiges Vergnügen: Die ersten Seen sind zugefroren, seit einigen Tagen tummeln sich dort Eisstockschützen und Schlittschuhläufer. Auch wenn die Kreiswasserwacht davor warnt, ist am Wochenende wohl mit Hunderten Ausflüglern zu rechnen, die sich hinauswagen. Aber sie müssen sich warm einpacken, denn der Wind macht die Minusgrade noch unangenehmer. Ganz begeistert ist Erika Roventa von den Verhältnissen auf dem Maisinger See: "Es ist perfekt. Das Eis ist ganz glatt. Und es liegt kein Schnee, sodass man keine Bahnen räumen muss, um Eisstock zu schießen. Jeder hat genug Platz." Sie ist auch am Donnerstag wieder mit einer ganzen Clique aus Maising, Starnberg und Gauting gekommen. Schon seit drei Tagen wagen sie sich auf das Eis. Sie schätzt die Dicke auf sechs bis sieben Zentimeter und meint: "Man weiß einfach, wenn es hält." Doch so mancher hat sich dabei schon verschätzt. So hat die Stockschützin gehört, dass am vorigen Tag jemand eingebrochen sei, der in der Nähe einer Bachmündung zu nah ans Schilf gefahren sei. Er sei aber alleine wieder herausgekommen. Ganz sicher ist sich Margret Mecklenburg aus Seefeld: "Keine Chance einzubrechen." Sie ist zuerst auf dem Wanderweg um den See herumgelaufen und hat sich dann mit ihrer Freundin auf das Eis gewagt. "Das ist doch herrlich", schwärmt sie mit einem langen Blick über die weite gefrorene Fläche. Selbst der eisige Wind stört sie nicht, "der gibt ein bisschen Antrieb, dann geht es schneller", schmunzelt sie. Auch den Weßlinger See haben die Wintersportler erobert. "Mir ham", heißt es im Karpfenwinkel, dem traditionellen Revier der Stockschützen, wenn eine Moarschaft, wie die Teams heißen, einen Stock am nächsten an der Daube platziert hat. Währenddessen saust weiter draußen ein Surfer auf Kufen hin und her, Schlittschuhläufer ziehen ihre Kreise, eine Mutter schiebt sogar einen Kinderwagen übers Eis. Tobias Aenishänslin, ein begeisterter Eishockeyspieler, hat sicherheitshalber selbst nachgemessen. Demnach ist das Eis etwa zehn Zentimeter dick, berichtet sein Vater, der das Café direkt am Ufer betreibt. Das müsste reichen. Auch in der Steinebacher Bucht im Wörthsee wurde schon mit Hilfe von Bohrer und Meterstab nachgemessen, berichtet Thomas Bauer, der als Kellner im Gasthaus Raabe am See arbeitet. Neun Zentimeter dick ist demnach die Eisschicht. Aber nur in der Nähe des Ufers. Weiter draußen wird es dünner, bis schließlich offenes Wasser zu sehen ist. Gerade dieser See ist besonders tückisch. In der Tiefe gibt es warme Strömungen, die sich von Jahr zu Jahr verändern. Das Wasser gefriert je nach Wind ganz unterschiedlich zu. Am Nordufer bei Bachern und Walchstadt zum Beispiel geht noch gar nichts. "Leider", bedauert Josefine Tregner, die dort einen Kiosk betreibt. Auch in der Stegener Bucht am Ammersee plätschern noch die Wellen ans Ufer. Die Wasserwacht hält das Betreten der Eisflächen auch auf den kleinen Seen für "lebensgefährlich", wie es in einer Mitteilung heißt. Holger Dicke, Sprecher der Kreiswasserwacht, warnt weiter vor dem Betreten der zugefrorenen Seen; das gelte insbesondere für den Pilsensee und den Wörthsee, auf denen es noch keine geschlossene Eisdecke gibt. Erst ab 15 Zentimeter Dicke sei es sicher. "Und eine Eisrettung ist knifflig", weiß Dicke. Schon nach wenigen Minuten werde es immer schwieriger, sich selbst herauszuziehen. Wer beobachtet, dass jemand eingebrochen ist, sollte unter der Nummer 112 die Rettungsleitstelle alarmieren. Wer selbst jemanden aus dem Wasser holen will, soll sich keinesfalls ungesichert einer Einbruchstelle nähern, betont die Wasserwacht.

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SZ vom 04.02.2012
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