Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Ringe für die jungen Störche

Ornithologen erhoffen sich von der Registrierung der Vögel Aufschluss über ihr Zugverhalten.

Armin Greune

Raisting - Zum ersten Mal sind am Samstagvormittag in drei der Raistinger Horste Storchenjunge beringt worden. Im ausfahrbaren Korb eines Löschfahrzeugs der Dießener Feuerwehr ließ sich Clemens Krafft zu den Nestern befördern, wo er den Jungvögeln Plastikmanschetten mit Registriernummern anlegte. Davon erhoffen sich die Ornithologen Aufschlüsse über das Zugverhalten der Vögel. Denn ihre Eltern stammen fast ausnahmslos aus Zuchtstationen im Elsass oder am Bodensee - sie legen also oft unnatürliches Verhalten an den Tag und scheuen die große Reise zu den Winterquartieren in Afrika. "Raisti" etwa, der weithin bekannte Gründervater der Raistinger Population, lässt sich jedes Jahr mit gekauften Mäusen durchfüttern.

Bei dieser Gelegenheit konnten sich Krafft, Wolfgang Bechtel und Reinhard Grießmeyer von der Schutzgemeinschaft Ammersee Sicherheit über den diesjährigen Bruterfolg in der zweitgrößten Storchenkolonie Bayerns verschaffen: Von 15 Jungvögeln haben acht den Kälteeinbruch und Regen der vergangenen zwei Wochen überlebt. Das Alpenvorland stellt die klimatische Verbreitungsgrenze für Weißstörche dar. Die Schafskälte um den 11. Juni ist der kritische Zeitraum für den Nachwuchs: Die jungen Störche sind dann bereits so groß, dass sie nicht mehr unter dem Federkleid der Eltern Platz finden und der Witterung schutzlos ausgeliefert sind. So kosteten 2010 der nasskalte Mai und die Unwetter um Fronleichnam zehn der elf Jungvögel in vier Raistinger Horsten das Leben. Aller Voraussicht nach könnte 2011 das bisher erfolgreichste Jahr für die Weißstorchpopulation am südlichen Ammersee werden. 2009 wurden sechs, 2008 fünf Störche flügge.

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Quelle:
SZ vom 14.06.2011
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