Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Mit Tempo 100 durch das Mühltal

Lesezeit: 2 min

Beim Auslichten des Schilderwalds fallen einige Tempolimits im Landkreis

Von Michael Berzl, Starnberg

Der vom bayerischen Innenministerium initiierten Aktion "Licht im Schilderwald" fallen einige Geschwindigkeitsbegrenzungen im Landkreis Starnberg zum Opfer. Im Mühltal zum Beispiel dürfen die Autofahrer jetzt schneller als bisher fahren, auch auf der Ammerseestraße dürfen sie Gas geben, sobald sie das Gautinger Ortsgebiet verlassen haben. Die Schilder mit der 70 im roten Kreis sind seit einem Monat abmontiert. Schon im Juni sind Beschränkungen auf der Strecke zwischen Tutzing und Diemendorf sowie vor der Ortstafel von Buch in der Gemeinde Inning gefallen, teilt das Starnberger Landratsamt mit. Und auch an der Straße von Kempfenhausen nach Berg gilt seit etwa acht Wochen die bisherige Geschwindigkeitsbeschränkung nicht mehr, berichtet Bürgermeister Rupert Monn. Weitere Beschilderungen prüfe das Landratsamt noch, kündigt Behördensprecher Stefan Diebl an.

Weniger und bessere Verkehrszeichen: Das ist das Ziel der bayernweiten Aktion, die Innenminister Joachim Herrmann vor einem Jahr gestartet hat. Per Online-Formular konnten Autofahrer ihrer Ansicht nach überflüssige oder schlecht lesbare Verkehrszeichen melden, die Behörden haben das dann geprüft. Resonanz fand diese Aktion auch im Fünfseenland. Beim Landratsamt seien 25 Vorschläge eingegangen, berichtet Diebl. Nach Ortsterminen mit Vertretern von Polizei und staatlichem Bauamt seien an 15 Stellen Schilder abmontiert worden. "Ein paar werden noch geprüft", sagte er. Das gelte zum Beispiel für die Bundesstraße beim Kreisel vor dem Inninger Gewerbegebiet und die Buchhofstraße in Percha.

Eine Folge des Auslichtens im Schilderwald: Theoretisch dürfen Autofahrer auf der meist kurvigen und unübersichtlichen Strecke durch das Mühltal zwischen Gauting und Starnberg stellenweise wieder auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Theoretisch. Denn auch ohne Beschilderung gilt immer Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, wonach sich jeder Verkehrsteilnehmer so zu verhalten hat, "dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Zudem stoßen die Folgen der Aktion "Licht im Schilderwald" in einigen Rathäusern auf Widerstände. Kaum waren die 70-er-Schilder an der Ammerseestraße abmontiert, hat die Gemeinde Gauting beantragt, das Tempo wieder zu drosseln, teilt der Sprecher des Landratsamts mit. Von der Staatsstraße zweigt nicht nur die Zufahrt zur Asklepios-Klinik, sondern ein Stück weiter außerhalb des Ortes auch die Zufahrt zu einem Kindergarten des Roten Kreuzes ab. Auch die Gemeinde Inning will vor Buch den Verkehr lieber bremsen.

Innenminister Herrmann hat eine positive Bilanz gezogen. Insgesamt waren 1409 Meldungen eingegangen. 459 Verkehrsschilder wurden entfernt, 204 wurden erneuert. Aufgrund der Erfahrungen kündigte Herrmann an, die Aktion im nächsten Jahr fortzusetzen.

Unabhängig davon beanstandet die Regierung von Oberbayern mehrere Tempo-30-Limits in den Gemeinden Berg und Pöcking, die zum Teil schon seit vielen Jahren gelten. Und wenn es nach den Bürgermeistern geht, bleibt das auch noch eine Weile so. Nach Auffassung der Bezirksregierung müssten die Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der Waldstraße in Berg, der Nikolausstraße in Farchach und auf der Attenhauser Straße in Höhenrain aufgehoben werden. "Aber daran wollen wir auf jeden Fall festhalten. Das hat sich seit Jahrzehnten bewährt", sagt Bürgermeister Monn. Auch für die Beschränkungen in Aschering und Maising sowie auf der Hindenburgstraße in Pöcking fehlen nach Ansicht der Regierung rechtliche Grundlagen. Bisher sei die Gemeinde aber noch nicht aufgefordert worden, etwas zu unternehmen, teilt Geschäftsleiter Stefan Bäuerle mit.

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Quelle:
SZ vom 08.08.2015
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