Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft im Landkreis Starnberg:Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz ist vom Tisch

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Gauting, Gilching und Weßling wollen stattdessen bei einem neuen Konzept für Gewerbeflächen am Flughafen Oberpfaffenhofen zusammenarbeiten.

Von Patrizia Steipe, Starnberg

Christian Juckenack, Berater der Standortleitung am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, hat schon einen Namen für das dort geplante neue Projekt: "Giga-WG", eine Kurzform aus den Worten Gilching, Gauting und Weßling. Im Starnberger Landratsamt stellte er am Freitag zusammen mit den beteiligten Bürgermeistern aus den drei Gemeinden, Landrat Stefan Frey (CSU), Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter und Flughafenmiteigentümer Peter Adrian von der Triwo AG die Ideen für eine interkommunale Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen vor. Eine wichtige Auswirkung: Das Unterbrunner Holz bleibt verschont. Gauting hatte dort bisher große Pläne, welche zur Folge gehabt hätten, dass hektarweise Wald gefällt werden muss.

Ein Jahr lang hatten Politiker und Wirtschaftsvertreter hinter verschlossenen Türen an einer neuen Lösung getüftelt. "Eine Vision, wo es hingehen könnte", nannte Landrat Frey das Ergebnis, von dem auch Gemeinderäte erst am Freitag erfuhren.

Am meisten werde davon Gauting profitieren. Die Gemeinde soll nämlich östlich des Flughafengebiets auf einem etwa 15 Hektar großen Gebiet Gewerbeflächen entwickeln können. Dafür würde sie ihre Pläne im Unterbrunner Holz fallen lassen. Dort wären die Flächen zwar größer, aber das Gebiet liegt im Landschaftsschutzgebiet, was zu großem Protest geführt hatte. Diese Probleme werde es am neuen Standort nicht geben, sagte Landrat Frey. Dort würden die Belange von Natur-, Wasser- und Landschaftsschutz berücksichtigt.

Der große Vorteil der jetzigen Planung sei, dass das Gebiet außerhalb des Landschaftsschutzgebiets liegt. Außerdem sei es bereits durch die neue Straße erschlossen, die durch den Sonderflughafen zum Gewerbegebiet Gilching-Süd führt.

Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) erhofft sich auch Zeitvorteile. "Wir müssen mit den Planungen nicht bei Null anfangen", erklärte sie. Zwar sollen die Planungen für den Asto-Eco-Park aufgegeben werden, aber Basisdaten aus einem Verkehrsgutachten und gestalterische Ideen könnten auch am Rand des Flughafens angewandt werden. Für die Gilchinger bedeutet die Planung, dass sie ihr bewaldetes Naherholungsgebiet hinter der Melchior-Fanger-Straße behalten, das auf Gautinger Flur liegt. Für die Weßlinger, denen der größte Teil der Flächen am Sonderflughafen gehören, ändert sich nichts. Sie können, wie in einem Planfeststellungsbeschluss festgeschrieben, ihre "flugaffinen" Gewerbeflächen entwickeln. Erst vor ein paar Tagen wurde hier die Grundsteinlegung der Firma Torqeedo gefeiert. Es soll aber nicht alles "zugepflastert" werden, sondern "Vorratsflächen für die Zukunft" freigehalten werden, versicherte der Weßlinger Bürgermeister Michael Sturm (FW).

Wenn alles bebaut ist, dann werden das Gewerbegebiet Gilching-Süd, der Sonderflughafen und das neue Gautinger Gewerbegebiet ein zusammenhängendes Gebiet bilden. Dadurch könnten Synergieeffekte bei der verkehrlichen Erschließung genutzt werden. Am künftigen Gewerbegebiet soll nichts mehr an das ehemalige Werksgelände mit Zaun und Pforte erinnern. Juckenack schwebt ein offen zugängliches Areal vor. Insgesamt soll weniger Fläche versiegelt werden, als im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen, da weniger Flugbetriebsflächen benötigt werden. Lediglich Flugplatz, Hallen und Betriebsgebäude sollen umzäunt bleiben.

Die jetzt vorgestellten Pläne sind nicht neu. Wirtschaftsförderer Winkelkötter hatte einen Entwurf aus dem Jahr 2010 dabei, auf dem er die Eckpunkte für die Gewerbeentwicklung auf dem Sonderflughafen skizziert hatte. Die Verbindungsstraßen fehlten damals noch, Gespräche über die Gewerbeentwicklung seien damals nicht vorangekommen.

Bis zur Realisierung des neuen Konzepts vergehen mindestens fünf Jahre, schätzt Landrat Frey. Jetzt sollen die Pläne mit den Gemeinderäten abgestimmt werden. Die Öffentlichkeit soll gehört und die Belange von Naturschutz und der Wassergewinnung Vierseenland müssen berücksichtigt werden. Außerdem müsse es noch eine Lösung für den Kreisverkehr an der Zufahrt zum Gewerbegebiet geben, regte der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter (SPD) an. "Wichtig ist, dass es einen Konsens zwischen allen Beteiligten gibt", sagte Frey.

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SZ vom 03.07.2021
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