Süddeutsche Zeitung

Landkreis Starnberg:Rotes Kreuz will Verpflegung in den Kitas umstellen

Lesezeit: 2 min

Der größte Anbieter von Kinderbetreuung im Landkreis will künftig 2000 Mahlzeiten täglich in eigenen Großküchen zubereiten. In Feldafing sollte es kurzfristig Tiefkühlkost geben - nach Protesten von Eltern bleibt es beim bisherigen Caterer.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Die Eltern von Kindern, die in Feldafing vom Roten Kreuz betriebene Kitas besuchen, kochten - man darf dies wohl so sagen - über vor Wut. Grund der Aufregung: Die Eltern befürchteten Einbußen bei der Essensqualität für ihre Kinder. Außerdem widerspreche das Engagement eines österreichischen Lieferanten dem Prinzip der Regionalität. Bislang wird das Essen angeliefert von einem regionalen Caterer - 5-Seen-Catering aus Gilching.

Für Aufregung hatte die Ankündigung von Jan Lang, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, gesorgt, dass die Feldafinger Kinder - wie Kita-Kinder in Gauting und Andechs schon länger - künftig mit Tiefkühlessen vorliebnehmen müssten, das von einem Unternehmen aus der Steiermark gekocht, dann tiefgekühlt nach München gekarrt und in den Feldafinger Kitas wieder aufgetaut wird. "Wir lehnen dieses Konzept kategorisch ab", sagt Susanne Hunger, eine Mutter aus Feldafing.

Der Unmut schlug Lang in einer Versammlung mit den Eltern am Dienstagabend entgegen. "Herr Lang hat dort keinen Gegenwind bekommen, auch keinen Sturm, es war ein Orkan", sagt Susanne Hunger. Es sei "ein großartiger Moment der Zivilcourage" gewesen, mit welcher Vehemenz und Geschlossenheit die Eltern ihre Wut zum Ausdruck gebracht hätten. Mittlerweile haben sich die Wogen etwas geglättet: Lang kündigte an, dass man vorerst den regionalen Caterer behalten werde. Und er will eine Kommission ins Leben rufen, in der Elternbeiräte, die Leitungen von Kitas und Rot-Kreuz-Vertreter Kriterien erarbeiten sollen, die künftige Essenlieferanten erfüllen müssen. Die Kommission soll auch bis zum Frühjahr konkrete Vorschläge machen, welche Caterer engagiert werden. Auftragsvolumen laut Lang: zwischen 300 000 und 500 000Euro.

Das BRK Starnberg betreibt insgesamt 30 Kitas, davon 28 im Landkreis Starnberg. In den Einrichtungen von der Krippe bis zum Hort werden Kinder im Alter von einem halben bis zu zirka zwölf Jahren betreut und täglich etwa 1800 Essen verspeist. In den vergangenen Jahren waren 15 verschiedene Caterer damit beschäftigt, den Nachwuchs mit Frühstück, einer Brotzeit, einem warmen Mittagessen, Milch, Obst und Gemüse zu versorgen. "Weil jemand irgendjemand gekannt hat", so Lang, seien Aufträge vergeben worden und so ein Wildwuchs entstanden. Momentan seien es noch "acht oder neun Caterer", so Lang.

Aber auch diese Zahl soll bis September 2020 auf drei reduziert werden. Von diesem Termin an sollen in jedem der drei Bereiche Nord, Süd und West, in die das BRK seine Kitas eingeteilt hat, ein Caterer für die Belieferung zuständig sein. Und zwar jeweils für die Hälfte der benötigten Essen. Die andere Hälfte will das BRK künftig selbst kochen, also rund 900 Essen pro Tag. Eine Produktionsküche soll im neuen Mehrgenerationenhaus in Gauting eingerichtet werden, die andere in der neuen Kreisgeschäftsstelle, die bekanntlich in Pöcking gebaut werden soll. Aber noch befindet sich das BRK in Grundstücksverhandlungen. Nicht geklappt hat ein Test, das Essen für die Feldafinger und Tutzinger Kinder im Altenheim in Garatshausen mitzukochen. "Das war dann doch zu unterschiedlich, so dass wir den Test abgebrochen haben", sagt Lang.

Bleibt die Frage, warum das BRK nicht gleich alle Essen selber kocht. Lang zögert mit der Antwort. Er sagt dann: "Doch, genau das ist unser Plan." Dessen Umsetzung werde aber noch bis zu fünf Jahre dauern. Wenn die Zahl der Kinder in den Kitas weiter so steigt wie bisher, rechnet Lang mit rund 2000 Essen, die dann vom Roten Kreuz täglich zubereitet würden. "Dann wären wir der größte Caterer im Landkreis", sagt Lang. Schon jetzt nimmt die neue Abteilung "Essen für Kinder" ihren Betrieb auf. Sie wird dann für das Catering zuständig sein, und nicht mehr die einzelnen Kita-Leiter. Und schon in den nächsten Monaten werden die Essenpauschalen neu berechnet. Lang nennt - je nachdem, wie oft und wie viel Essen bestellt wird - 80 bis 90 Euro pro Monat als Kennziffer.

Wie findet Lang die Kritik der Feldafinger Eltern? "Es gab ungerechtfertigte Unterstellungen, Zuspitzungen und maximale Drohungen." Und er betont: "Auch uns geht es um das Wohl der Kinder."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4645089
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.