Starnberger FDP: Zerreißprobe für die Liberalen

In einer denkwürdigen Versammlung wählt der Ortsverein mit knapper Mehrheit Stefan W. Zeil und Anke Henniger zur neuen Doppelspitze und straft Marc Fiedler nach internem Streit ab.

Erneute Wachablösung im Vorstand der Starnberger FDP, der Ortsverein hat nun eine Doppelspitze: In einer Kampfabstimmung hat sich Stefan W. Zeil am Dienstagabend im Rahmen einer Mitgliederversammlung gegen den bisherigen Amtsinhaber und Stadtrat Marc Fiedler mit 18 zu 16 Stimmen durchgesetzt. Die Vorstandswahlen des mit 61 Mitgliedern stärksten Ortsvereins im Landkreis mussten neu angesetzt werden, weil Zeil gegen das Ergebnis vom November - die Versammlung war kurzfristig unter Corona-Bedingungen anberaumt worden - aufgrund eines formalen Fehlers erfolgreich Widerspruch eingelegt hatte. Zeil zur Seite steht künftig als gleichberechtigte Partnerin Anke Henniger, die sich mit Fiedler überworfen hatte und Anfang Februar aus Protest die FDP-Fraktion im Stadtrat verlassen hatte.

Bereits im Vorfeld der nahezu vierstündigen Versammlung hatte sich eine Lagerbildung mit nahezu unverrückbaren Standpunkten abgezeichnet: Auf der einen Seite die Anhänger Fiedlers, die den eher konstruktiven Kurs des bisherigen Amtsinhabers in Kooperation mit Bürgermeister Patrick Janik und den meisten anderen Stadtrats-Fraktionen unterstützen. Auf der anderen Seite die Unterstützer Zeils, die vorwiegend eine FDP-Stadtpolitik im Sinn der Amtsperiode von 2014 bis 2020 unter Bürgermeisterin Eva John anstreben. Das Prozedere zur Wahl zog sich unerwartet in die Länge: Neben diversen zur Klärung stehenden Formalien über die Wahlberechtigung neuer Mitglieder und Rechenschaftsberichten erforderte auch die Aussprache viel Zeit. In zeitweise aufgeheizter Stimmung übten insbesondere der ehemalige Ortsvorsitzende Hans-Peter Tauche, Viggo von Wietersheim oder Ehrenmitglied Rainer Hange in teils provokanter Weise Kritik an der Führung des Ortsvereins. Bürgermeister Janik, der die Versammlung kurz besuchte, konstatierte in seinem kurzen Grußwort "herkulische Aufgaben für den neuen FDP-Vorstand".

Der 37-jährige Stefan W. Zeil, Sohn des ehemaligen bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil (2008 - 2013) aus Gauting, gilt als kommunalpolitisch unerfahren, der FDP-Ortsvorsitz ist sein erster Erfolg. Er verlas eine mehrseitige Bewerbungsrede. Abgesehen von einer öffentlichen, aber wirkungslosen Petition an die Bundesregierung ("Dach und Aufzug für Deutschlands schönsten Bahnhof") und der Forderung nach einer "Starnberger Zukunftsinitiative", von der sich die Parteikollegen in Stadt und Kreis jedoch entschieden distanzierten, trat er bislang öffentlich kaum in Erscheinung. Bei den Kommunalwahlen 2020 kandidierte er erfolglos für den Stadtrat.

Sollten Fiedler oder Henniger im Lauf dieser Amtsperiode ihr Mandat aufgeben, wäre Zeil jedoch erster Nachrücker. Davon ist derzeit aber nicht auszugehen. Stellvertretende Ortsvorsitzende wurden Anka Schuler, Dietrich von Witzleben und Julian Fetoski, zum Kassenwart kürten die Wahlberechtigten den 74-jährigen Viggo von Wietersheim. Um die Beisitzer-Posten ergab sich eine Kampfabstimmung, die der bisherige Schatzmeister Philipp Morgenstern, Jasmin Dufford und Neumitglied Christian Finke für sich entschieden. Wer die Kassen künftig und auch rückwirkend prüfen soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Der bisherige Vorstand wurde nicht entlastet.