Süddeutsche Zeitung

Segelsport:Die Sternen-Segler

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Bayerischer Yachtclub veranstaltet Internationale Deutsche Meisterschaft der Starboot-Klasse am Starnberger See

Von Otto Fritscher, Starnberg

Es ist mehr als 100 Jahre alt und hat seine Form nur wenig geändert: das Starboot, eine Segelklasse, die auch im Fünfseenland traditionell gepflegt wird und viele Anhänger hat. Vor allem im Bayerischen Yachtclub in Starnberg, der vom 16. bis 20. September die Audi Internationale Deutsche Meisterschaft der Starboot-Klasse ausrichtet. "In Europa gibt es zirka 500 Starboot-Segler, auf der Weltrangliste sind ungefähr 1200 verzeichnet", sagt Starboot-Flottenchef Christian Pauksch. Rund 50 Aktive, darunter der sechste und der zehnte der Weltrangliste, Johannes Polgar und Hubert Merkelbach. Und natürlich auch die Lokalmatadore vom Bayerischen Yachtclub und den anderen Segelvereinen rund um den Starnberger- und Ammersee.

"Das Starboot-Segeln fordert die Segler physisch", erklärt Christian Pauksch, der Starboot-Flottenchef ist. Man brauche schon etwas Kraft, denn im Grunde genommen sei ein Starboot "ein Kielboot mit den Eigenschaften einer Jolle", erklärt Pauksch. Was heißen soll: Die Dinger zischen ab auf dem See, wenn der Wind bläst, denn ihre Segelfläche ist mit 27 Quadratmeter am Hauptsegel und sieben Quadratmeter an der Fock "eigentlich überdimensioniert", sagt der Flottenchef und lacht. Zudem seien die Boote "sehr technisch - sie erlauben sehr viele Trimm-Möglichkeiten". Doch die 6,70 Meter langen Starboote seien nicht nur schnell, sie erlaubten auch ein taktisches Segeln - und diese Verbindung erfordere sehr viel Erfahrung. Und dennoch - seit 2012 ist das Starboot keine olympische Klasse mehr. "Das ist es kein Wunder, wenn man weiß, dass bei den Olympischen Spielen damals die Sieger zwischen 30 und 40 Jahre alt waren", sagt Pauksch. "Aber das Olympische Komitee will keine alten Männer auf den Siegerpodesten, sondern junge Sportler", sagt Pauksch ironisch.

Für ihn selbst, mittlerweile 52, hat das Starboot nichts an Faszination verloren. Und er weiß, dass nahezu alle Segler auf den ersten 30, 40 Plätzen der Weltrangliste irgendwann mal Regatten in einem Starboot gefahren sind. "Steuermann und Vorschoter müssen ein perfektes Team bilden", sagt Pauksch. So auch bei den acht Wettfahrten, die Wettfahrtleiter Ilja Wolf für die Deutsche Meisterschaft geplant hat, wenn es genügend Wind hat. Der Starnberger See ist bekanntlich nicht gerade als Starkwind-Revier bekannt.

Michael Steiner, Erster Vorsitzender des Bayerischen Yachtclubs, selbst allerdings kein aktiver Starboot-Regatta-Segler, freut sich, dass zur Deutschen Meisterschaft auf dem Starnberger See im September rund 50 Teams erwartet werden, mehr als 40 feste Meldungen liegen schon vor. "Das zeigt, dass der Starnberger See durchaus ein attraktives Segelrevier ist", sagt Club-Präsident Michael Seiner. Und so nebenbei natürlich auch, dass der BYC einen hervorragenden Ruf in der deutschen Seglerszene genießt, denn bei den vorangegangenen Meisterschaften der Starboot-Klasse hatte sich jeweils nur rund die Hälfte der jetzt gemeldeten Teams beteiligt. Ein bisschen kann auch das attraktive Rahmenprogramm zur großen Teilnehmerzahl beitragen, am letzten Abend steht ein Oktoberfestbesuch auf dem Programm.

16 Starboot-Segler hat der BYC in seinen Reihen, viele beteiligen sich an der klassenoffenen Regatta, die jeden Mittwochabend um 18 Uhr ausgetragen wird. Bis zu 80 Boote nehmen daran teil. Starboote sind auch für Laien an einem roten Stern auf dem Segel leicht zu erkennen. Man kann es allerdings auch zu mehr Sternen bringen, wenn sportliche Erfolge hinzukommen. Einen blauen Stern gibt es für Distriktsieger, einen silbernen für Kontinentsieger, also Europameister, und einen goldenen für Weltmeister; wer bei Olympischen Spielen eine Medaille gewonnen hat, darf sich die fünf Ringe ans Segel heften. "Bei der Deutschen Meisterschaft sind immerhin zwei Europameister dabei", sagt Christian Pauksch. Aber eben auch "ambitionierte Feierabendsegler", wie er mit einem Lachen sagt. Starboot-Regatten seien eine der seltenen Möglichkeiten, sich als Freizeitsegler mit den Profis zu messen.

Der Bayerische Yachtclub erwartet in diesem Herbst sein 1000. Mitglied. Der Verein, der damit zu den fünf größten Segelvereinen in Deutschland zählt, betreibt auch eine sehr aktive Jugendarbeit, rund 200 junge Leute beteiligen sich in den verschiedenen Bootsklassen an Regatten. Nicht jeder hält dabei so lange durch wie der Ehrenpräsident und langjährige Vorsitzende des BYC, Manfred Meyer, der vor kurzem 80 wurde. "Er nimmt an der Deutschen Meisterschaft teil", freut sich Michael Steiner, und er ist nicht der einzige Senior, der sich mit 80 noch ins Starboot setzt und Fahrt aufnimmt: Auch Hugo Kroth, ein ehemaliger Kinderarzt auf München, ist bei der DM dabei, der in seiner Segler-Laufbahn alle vom BYC veranstalteten Regatten im Starboot und Laser einmal gewonnen hat. Und Michael Steiner und Christian Pauksch wollen wieder mehr Jugendliche fürs Starboot interessieren. "Jeder Olympiasieger hat mal ein Starboot gesegelt", sagt Christian Pauksch. Was als Motivation eigentlich genügen sollte.

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SZ vom 29.08.2016
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