Süddeutsche Zeitung

SZ-Schulratgeber:Spaß am Forschen

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Im TUM-Kolleg am Gautinger Gymnasium können Oberstufenschüler schon studieren.

Von Blanche Mamer

Gauting - Die Zukunft sieht so aus: Die Mutter hat keine Lust oder keine Zeit zum Kochen, also druckt sie kurzerhand die Lieblingspizza des Sohnes oder auch ein saftiges Steak im 3D-Drucker. Schöne neue Welt oder ein Hirngespinst? "Mit einem 3D-Drucker ist so ziemlich alles möglich", sagt Sebastian Sapper vom TUM-Kolleg am Otto-von-Taube-Gymnasium Gauting. Im Rahmen seiner Seminararbeit in der 12. Klasse hat er den 3D-Drucker haushaltstauglich gemacht. Nur etwa 350 Euro hat der sogenannte Open-Source-Drucker im Plexiglasgehäuse gekostet.

Zwar kann Sappers Drucker keinen Pizzateig herstellen oder Fleisch zaubern, er braucht dafür anderes Grundmaterial. Noch arbeitet er mit Kunststoff und kann ohne Probleme ein Ersatzteil für den Herd, etwa einen Drehknopf, produzieren. So hat Christian Adlberger, der Experte von der TU einige fehlende Bauteile durch den Apparat selbst zu drucken, erkennbar an der mittelblauen Farbe. Zur Demonstration lässt Adlberger kleine Herzchen ausdrucken, die er an die Workshop-Teilnehmer verschenkt. 3D-Drucker werden bereits im medizinischen Bereich eingesetzt, etwa für die Herstellung von Keramikgelenken oder Prothesen.

Seit 2009 besteht das TUM-Kolleg, ein Kooperationsprojekt zwischen TU München und Gymnasium Gauting, das es besonders begabten Oberstufenschülern in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ermöglicht, einmal wöchentlich an einem Uni-Institut zu studieren und zu forschen. Für die Teilnahme am TUM-Kolleg können sich Zehntklässler aus allen Gymnasien der Region bewerben. Sie müssen sich, wie die Schüler der Förderklasse für Hochbegabte, durch besondere Fähigkeiten auszeichnen und sich über einen Wettbewerb qualifizieren. In einem separaten Oberstufenzug werden sie intensiv gefördert und an verschiedenen Instituten der TU von Assistenten betreut.

Beim jährlichen Wissenschaftstag stellen die Zwölftklässler ihre Arbeiten vor. In Vorträgen und Workshops vermitteln sie ihren Mitschülern aus den zehnten Klassen das Faszinierende am Forschen. So stellen Benedict Gruber und Oskar Tittel ein Experiment ganz anderer Art vor: Aus Wasserflaschen werden Raketen gebastelt und deren Flugeigenschaften getestet - durch Veränderung der Aerodynamik, der Wassermenge und der zugepumpten Luft. Beim Auslandspraktikum in den USA hatten die beiden die mechanischen Abfluggeräte konstruiert.

Bei den 15 TUM-Kollegiaten kristallisiere sich meist schon im ersten Semester ein Schwerpunkt und eine Studienrichtung heraus, sagt Direktorin Sylke Wischnevsky. Medizin stehe hoch im Kurs, es dominiere die Neigung zu Naturwissenschaften.

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Quelle:
SZ vom 04.03.2015
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