Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Wie sich ein Apotheker vor einer Infektion schützt

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Günter Hafner hat sich Trennscheiben aus Plexiglas und Dachlatten aus dem Baumarkt gebaut. In seiner Schondorfer Apotheke sind Schutzmasken inzwischen Mangelware.

Von Leonard Frick, Schondorf

Plexiglasscheiben an der Kasse kennt man eigentlich nur vom Bankschalter. Seit Montagfrüh stößt man aber auch in der Apotheke in Schondorf auf ähnliche Trennscheiben. Sie sollen keinen Schutz gegen Bankräuber bieten, sondern gegen das Coronavirus.

"Ich habe mir am Samstag überlegt, was ich machen könnte. Ich bin in den Baumarkt gefahren, hab' mir Plexiglasscheiben und ein bisschen Holz gekauft und die Dinger zusammengebaut", erzählt Apotheker Günter Hafner. Er habe in der Zeitung gelesen, dass eine andere Apotheke auf diese Idee gekommen sei, deshalb habe auch er das ausprobieren wollen.

Die Abtrennung zwischen Kunden und Verkäufer soll als Schutz vor Tröpfcheninfektion dienen und damit das Ansteckungsrisiko minimieren. Die Scheiben sind aber so angebracht, dass man Medikamente und andere Waren ohne Probleme darunter durchschieben kann. Hafner sagt, so habe man zumindest einen gewissen Schutz, wenn die Leute husten oder niesen, "da fliegen die Tröpfchen halt nicht zu uns über den Tresen, sondern werden an der Scheibe abgefangen".

Denn auch in Schondorf sind Schutzmasken mittlerweile Mangelware. Die Apotheke hat zwar noch eine Handvoll davon auf Lager, bewahrt sie aber ausschließlich für das eigene Personal auf. Dazu kommt, dass man den Mundschutz für eine zuverlässige Virenabwehr alle drei Stunden austauschen muss. "Wir haben für jeden Angestellten vielleicht noch zwei Masken, die benutzen wir, falls es noch schlimmer werden würde", so Hafners Planung.

Insgesamt sei die Stimmung ein wenig angespannter als noch vor ein paar Tagen, berichtet der Apotheker, aber "alle sind begeistert, dass wir da was gemacht haben". Neben den Glasscheiben stellt das Geschäft auch Desinfektionsmittel zur Verfügung. Die Kunden und die eigenen Mitarbeiter sollen sich regelmäßig die Hände desinfizieren. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme: In der Apotheke dürfen jetzt nur noch drei Personen gleichzeitig einkaufen. Dadurch soll der vom Robert-Koch-Institut empfohlene Mindestabstand von ein bis zwei Metern einfacher einzuhalten sein. Die anderen Kunden müssen draußen warten. "Gerade geht das noch, weil das Wetter ganz gut ist, aber wenn es draußen schüttet, dann müssen wir uns was anderes überlegen", sagt Hafner.

Die Kosten für den Tröpfchenschutz hätten sich in Grenzen gehalten, sagt der Pharmazeut. Für fünf Arbeitsplätze habe er 150 Euro ausgegeben, die Rahmen der Plexiglasscheiben seien aber auch aus Dachlatten - also günstigem Material. "Das ist übersichtlich und bringt ein bisschen mehr Schutz. Natürlich gibt das nicht den hundertprozentigen Schutz, aber den werden wir auch nicht bekommen", sagt er.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2020
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