Süddeutsche Zeitung

Quiz-Meisterschaft:Von alten Hasen und schlauen Schafsköpfen

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Volker Staude und Peter Rott sind die Organisatoren des TSV Quiz. Seit fast 50 Jahren kürt der TSV Gilching-Argelsried jährlich die klügsten Köpfe.

Von Leopold Beer, Gilching

Die Stimmung ist hervorragend. Der ganze Saal lacht und klatscht. Glockenläuten schallt durch den Raum. Quizmaster Volker Staude versucht, die Zuhörer zur Ruhe zu bringen. Kurz zuvor hat er nach der Rettungshöhe der Drehleiter der Gilchinger Feuerwehr gefragt. "Keine Ahnung", tönte es aus dem Publikum. Knapp daneben - 30 Meter wäre die richtige Antwort gewesen.

Seit fast 20 Jahren schon organisiert Volker Staude gemeinsam mit Peter Rott die jährliche Quiz-Meisterschaft des TSV Gilching-Argelsried. Manchmal ist es schwierig für ihn, die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden wiederzugewinnen. Dann kommt eine historische Glocke zum Einsatz, die schon der erste Quizmaster des TSV-Turniers, Martin Müller, genutzt hat. Nächstes Jahr feiern Quiz und Verein Jubiläum: Das Quiz wird 50, der Verein 100 Jahre alt. Am vergangenen Wochenende fand die 49. Ausgabe des beliebten Wettstreits statt.

Auf den Abend bereiten sich Volker Staude und Peter Rott sorgfältig vor. Volker Staude stellt am Quiz-Abend die Fragen, während Peter Rott hinter den Kulissen alles am Laufen hält. "Ich mache gerne meine Sachen im Hintergrund und insofern sind wir das perfekte Team", erzählt er. Das merken auch die Gäste schnell. Weiß Volker Staude nicht, wie er Worcestersoße aussprechen soll, hat Peter Rott die richtige Aussprache längst recherchiert und lässt sie aus dem Off ertönen.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben die Organisatoren zum Gespräch bei Staude zu Hause eingeladen. Sie erzählen von den größten Herausforderungen wie der Erstellung der aufwendigen Präsentationen. Die Quizfragen werden nämlich auf großer Leinwand mit Bildern und Videos untermalt.

Volker Staude ist weniger mit der Präsentation beschäftigt, sondern hat einen anderen Fokus in der Vorbereitung. "Ich bereite mich mit Leseproben vor, weil sich immer alle kaputt lachen, dass ich so schlecht vorlese - insbesondere meine Tochter", erzählt der 73-jährige Quizmaster. Trotz Leseprobe wird am Veranstaltungsabend aus der "Flut-" schnell eine "Flugkatastrophe" oder aus "Herzegowina", "Herzog" und "Wiener".

Doch das ist egal. Denn die Teilnehmer toben und applaudieren trotz der Versprecher. Diese Atmosphäre ist für Staude einmalig, "weil es einfach eine ehrliche Stimmung ist, nichts Aufgesetztes. Das ist auch das Suchtpotenzial für die Leute, dass sie immer wieder zum Quiz kommen". So ging es auch dem Moderator des Abends, der erstmals vor 24 Jahren selbst an der Veranstaltung teilnahm. "Von da an habe ich immer mit Begeisterung mitgemacht", erinnert sich Staude.

Staude und Rott konzipieren das Quiz für Jung und Alt. Dieses Jahr traten insgesamt 47 Teams zu jeweils drei bis vier Teilnehmern an. Sie alle möchten die insgesamt 153 Fragen richtig beantworten, die Staude das ganze Jahr über sammelt. "Die besten Chancen haben dabei Mannschaften, die altersmäßig eine gute Mischung haben", verrät Rott. Staude kennt die perfekte Kombination: "Eine Frau, ein alter Mann und zwei jungdynamische Zeitungsleser."

Das Team "ehemalige Pfarrjugend" hat sich genau diese Mischung zu eigen gemacht. Als Jugendliche waren sie das erste Mal dabei, inzwischen haben sie das Quiz mehrmals gewonnen und waren daher eines der favorisierten Teams der 49. Ausgabe. An den ersten Sieg kann sich Teammitglied Annette Lang noch gut erinnern: "Ich war damals komplett geflasht und habe zu Hause direkt meinen Mann geweckt, um ihm davon zu erzählen." Dieses Jahr hat es für einen Sieg zwar nicht gereicht, doch das ist ihrem Teamkollegen Jörg Gramlich gleichgültig. Letztlich gehe es darum, "sich zu sehen und Gaudi zu haben." Unabhängig von der Platzierung ist die Quiz-Meisterschaft für den 49-Jährigen "der Höhepunkt des Jahres".

Zeitweise ist der Rauch über den Köpfen der Teilnehmer förmlich sichtbar. In Frageblöcken zu verschiedenen Themen müssen sie Vielseitigkeit beweisen. Dabei sind einige Fragen so schwer, dass sie nur Experten des jeweiligen Fachgebiets beantworten können. Volker Staude erklärt, auch er könne manche der Fragen ad hoc nicht beantworten. Das Wichtigste sei aber, dass "jeder mit einem positiven Gefühl rausgeht", erklärt er. Daher besteht die letzte Runde stets aus Scherzfragen.

Nach vielen Stunden des konzentrierten Nachdenkens steht um kurz nach Mitternacht die Siegerehrung an. "Volker Staude ist der Beste im Land" schallt es in Sprechchören durch den Raum. Die Teilnehmenden zeigen sich damit dankbar für die Mühe, die sich Staude und Rott gemacht haben.

Schließlich ist Zeit für die Sieger: Gewonnen hat das Team "Sonderbaumschüler", gefolgt von den Teams "Alte Hasen" und "Die Schafsköpfe". Die Freude ist ihnen deutlich anzumerken, Staude erklärt wieso: "Die Top fünf des Quiz fühlen sich als Champions, die sind bei uns im Verein fast schon Heilige." Er hofft, dass die diesjährigen Sieger auch im Jubiläumsjahr 2025 wieder mit von der Partie sein werden.

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