Süddeutsche Zeitung

ÖPNV:Gauting macht sich für besseren Nahverkehr stark

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Neue Verbindungen zwischen den Ortsteilen sollen entstehen. Die Chancen auf einen Halt der Regionalbahn sind klein

Von Blanche Mamer, Gauting

Mit neun Anträgen zu Vekehrsfragen dominierten die Gautinger Grünen den ersten Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss in dieser Sitzungsperiode. Anders als in der vergangenen Wahlperiode sind die Vorstöße der Grünen zeitnah auf die Tagesordnung gekommen und allein sechs Anträge zur Verbesserung von Busverbindungen und Radwegen in Gauting und seinen Ortsteilen wurden einstimmig befürwortet und werden ans Landratsamt, die Verkehrsmanagerin und das Staatliche Bauamt weitergeleitet.

So will sich die Gemeinde für eine bessere Busverbindung zwischen den beiden Dörfern Oberbrunn und Unterbrunn einsetzen. Dass es hier keine direkte Busverbindung gibt, ist nicht nur für Heinz Moser (Grüne) eine "Versorgungslücke", sondern auch für Richard Eck (UBG), der einen Vorschlag parat hatte, um den Antrag zu unterstützen: Die Buslinie 966 vom S-Bahnhof Planegg, die derzeit in Oberbrunn endet und dort 20 Minuten Wendezeit hat, könne nach Unterbrunn weitergeführt werden. Ein Wendeplatz werde sich dort finden und die Zeit sicher eingehalten werden. Das habe auch einen großen Vorteil für die Unterbrunner Kinder, die im Sommer per Bus bis zur Magdalenenstraße fahren könnten, von wo es nicht weit sei bis zum Gautinger Freibad.

Eck schlug zudem vor, in Unterbrunn eine Haltestelle für den Expressbus X910 zum Klinikum Großhadern einzurichten, sodass die Oberbrunner zusteigen könnten. Dafür sieht Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) zwar keine Chance, die Anregung auf Verlängerung der 966 nach Unterbrunn gebe sie jedoch gerne weiter, sagte sie, verwies aber auf die Kritik an den sogenannten Geisterbussen und warnte davor, dass die Gemeinde die Defizite tragen müsse, falls die Verbindung nicht angenommen werde.

Auch für ihren Vorschlag, die ÖPNV-Anbindung der Ortsteile Münchener Berg, Buchendorfer Berg und Buchendorf an die Münchner U-Bahn zu erleichtern, bekamen die Grünen Unterstützung von den anderen Fraktionen. Auch hier warnte Kössinger vor den Kosten, will eine Direktverbindung jedoch prüfen lassen. Wie bereits zuvor, winkte sie beim Vorschlag nach einer weiteren Haltestelle des X910 am Münchner Berg ab. Das Landratsamt finde, je mehr Haltestellen, desto weniger Express, sagte sie.

Einhellige Unterstützung bekam der Antrag, einen Regionalbahnhalt in Gauting zu beantragen. Ideal wäre es, den alten Bahnsteig zu reaktivieren, sagte Matthias Ilg. Stephan Ebner (CSU) gab zu bedenken, dass der Abstand zwischen Starnberg und Gauting zu gering sei. Jedenfalls habe er diese Auskunft auf eine frühere Anfrage bekommen. Trotzdem stimmten alle Gemeinderäte zu, einen erneuten Versuch zu starten.

Für eine weitere Querungshilfe an der Starnberger Straße auf Höhe des Discounters Lidl setzte sich Annette Derksen (Grüne) ein. Ebner verwies auf die beiden bereits bestehenden Inseln, einmal an der Einmündung zur Schulstraße und am Ortsrand zur Magdalenenstraße. Zudem handele es sich um eine Staatsstraße, für eine Druckampel gebe es keine Aussicht, sagte er. Ilg hielt dagegen, dass ein Umweg von 200 Meter für Fußgänger mit Einkaufstaschen erheblich sei. Zuerst brauche man die Querungszahlen, sagte Beatrice Bruns vom Tiefbauamt, dann sehe man weiter.

Auch bei den Radwegen stießen die Grünen nach ausführlichen Diskussionen schließlich auf Zustimmung. Die Verbindung des Radweges von der Reismühle über die Dulln nach Buchendorf, die seit vergangenem Dezember im offiziellen Gautinger Radlnetz eingetragen ist, führe über einen unbefestigten, morastigen etwa 1,4 Kilometer langen Waldweg, monierte Ilg, und forderte, die Strecke zu verbessern. Es gehe um Rechtlerwald, erklärte Bruns. Auch wenn die Gemeinde Eigentümerin sei, obliege die Straßenpflege den angrenzenden Nutzern. Man sollte mit den Rechtlern rede, sie hätten in der Regel Verständnis, sagte Ebner und kritisierte die "unnötige Schärfe" der Forderung.

Weiterer Punkt war der Lückenschluss des Gautinger Radnetzes zwischen Unterbrunn und Oberbrunn. Ilg schlug vor, den Feldweg vom Ortsausgang Oberbrunn über den Lohäckerweg zur Kirchstraße als Radweg zu nutzen und zu sichern. Für Benedikt Kössinger (CSU) war das zunächst keine Notwendigkeit. Seit dem Bau der Umfahrung sei der Autoverkehr auf der Ortsverbindungsstraße stark reduziert, fand er, die Straße also auch für Radler nutzbar. Doch das Risiko, von Rasern überrascht zu werden, sei hoch, sagte Tobias McFadden (Piraten) und bezeichnete die Ortsverbindungsstraße als "nicht ratsam" für Familien. Die von Florian Egginger (CSU) vorgeschlagene Strecke über die Hauser Straße lehnte er ab, die Steigung sei für Familien und Kinder nicht zu bewältigen. Schließlich stimmten alle zu, die Kosten für den Lohäckerweg zu berechnen, mit den angrenzenden Landwirten zu sprechen und weiter zu leiten. Anträge zur Erstellung eines Verkehrsmodells für den Hauptplatz, zur Vorbereitung der oberen Bahnhofstraße und zur Verlängerung der Fahrradstraße nach Königswiesen hat Ilg nach kurzer Diskussion zurückgezogen. Sie sind Teile größerer Planungen oder bereits beraten.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2020
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