Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Bibern statt bibbern

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Nach dem kühlen Frühjahr und immer noch recht frischen Wassertemperaturen denkt der Seegeist Nepomuk darüber nach, wie er es sich ein bisschen gemütlicher machen kann.

Von eurem Nepomuk, Tutzing

Also, liebe Leut', ich kann euch sagen: Das ist heuer schon noch eine ziemlich frische Angelegenheit. Richtig wenig Wasser ist es ja auch nicht. Drüben am Ammersee haben sie kurzeitig sogar mal sauber gezittert. Nicht, dass es da noch den schönen Töpfermarkt von der Seepromenade in Dießen wegschwemmt. Aber es hat zum Glück jetzt doch nicht mehr geregnet. Nur, wenn ein Dampfer anlegt - ja, im Gegensatz zum Starnberger See hat die Bayerische Seenschifffahrt da drüben tatsächlich noch welche, die funktionieren - dann schwappen die Wellen über die Ufermauer. Kunstvolle Keramik hat's dabei bislang aber nicht umgeschmissen.

Naja, jetzt habe ich mich ein bisschen verloren. Worauf wollte ich gleich noch hinaus? Achja: Wassertemperaturen - nur so um die zehn Grad haben die Seen momentan. Das ist selbst mir als hart gesottenem und nimmerfröstelndem Seegeist eine Spur zu kalt, zumindest für Mitte Mai. Meine Nepomuka wollte mir schon eine Art Neoprenanzug stricken. Aber da habe ich dankend angelehnt. Wie schaut das denn auch aus - also, nicht nur optisch, das wäre ja sicher wieder so etwas Geringeltes geworden. Aber noch wichtiger ist natürlich: Als Seegeist moderner Prägung, da kümmere ich mich um mein Gewand schon selbst. Wäre ja auch noch schöner.

Man müsste halt so eine dicke Speckschicht haben wie der Biber. Am Freibad Garatshausen habe ich kürzlich mal einen gesehen. Recht zeitig am Morgen war der da im Wasser unterwegs. Die ganzen Frühschwimmer haben sich gleich panisch aufs Trockene geflüchtet. Nicht, dass das Nagetier einem noch am großen Zeh rumknabbert. Ihr Menschen mit euren Ängsten seid schon manchmal absonderlich: Es war ja nicht der Weiße Hai, der da auf euch zugesteuert ist. Der Biber hat vor euch in euren geringelten Neoprenanzügen sicher viel mehr Schiss. Aber sei's drum. Rund um die Politische Akademie hat der Nager ja tatsächlich schon ordentlich seine Zähne spielen lassen. Der ein oder andere Baum sieht ein bisschen angeknabbert aus.

Ich frage mich, worauf ich mich auf Diät setzen müsste, um auch so eine bibermäßige Fettschicht zu bekommen. Bibern statt bibbern, das wäre dann mein Motto. Im Tutziger Yachtclub, habe ich gehört, kocht seit Kurzen ja einer der besten Köche aus der Ukraine. Vielleicht sollte ich mich da mal einladen, zwei Monate lang, jeden Abend. Wobei: In zwei Monaten - da haben wir dann schon Juli. Also, bis dahin sollte das Wasser ja doch ein bisschen mehr als nur zehn Grad haben. Das hoffe ich wirklich inständig.

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