Süddeutsche Zeitung

Musik:Ständchen für Brahms

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Bei dem berühmten Klassikfestival sind gleich drei Starsolisten dabei

Von Gerhard Summer, Tutzing

Drei Stars und ein Ständchen: Juliane Banse, Herbert Schuch und Wen-Sinn Yang treten bei den 19. Brahmstagen in Tutzing auf, einem Klassikfestival, das den berühmtesten Sommerfrischler des einstigen Fischerdorfs in Ehren hält. Der Komponist aus Hamburg hatte am 14. Mai 1873 beim Gastwirt Konrad Amtmann Quartier genommen und war bis in den September hinein in dem kleinen Ort am Starnberger See geblieben. In der Zeit vollendete Brahms neben zwei Streichquartetten die Lieder und Gesänge op. 59, die das Sängerehepaar Vogl im Tutzinger Musikpavillon uraufführte. Als bedeutendstes Brahms-Werk, das in Tutzing entstand, gelten die Haydn-Variationen op. 56.

Die Künstler des Festivals 2016, das vom 9. bis zum 23. Oktober dauert, erweisen freilich nicht nur Brahms Reverenz. Der Pianist Herbert Schuch beispielsweise hat sich für sein Eröffnungskonzert die "Diabelli-Variationen" als Hauptwerk auserkoren, Beethovens berühmte Antwort auf ein Thema von Diabelli, die einen Walzer erst ironisiert und bald atemberaubend durch alle Höhen und Tiefen der Veränderungen führt. Von Brahms sind an dem Abend die "Vier Balladen" op. 10 zu hören, die 19 Jahre vor seiner Tutzinger Zeit im Sommer 1854 entstanden waren. Außerdem auf dem Programm: zwei Choralvorspiele und eine Kantate von Bach in den Bearbeitungen von Ferruccio Busoni und Harold Bauer (Sonntag, 9. Oktober).

Auch der Cellist Wen-Sinn Yang und die Sopranistin Juliane Banse verstehen sich auf diese Kunst der Kombination. Yang und die Pianistin Chifuyu Yada nehmen sich drei Sonaten von Beethoven, Brahms und Franck vor (Sonntag 16. Oktober). Banse stellt bei ihrem Auftritt mit Marcelo Amara am Klavier, dem Finale des Festivals, Lieder von Brahms und Schumann gegenüber. Werke wie "Ständchen", "Feldeinsamkeit" und "An die Nachtigall" kontrastieren mit dem Zyklus "Frauenliebe und -leben" (Sonntag, 23. Oktober).

Neben dem schon traditionellen Jazz-Abend der Brahmstage, der diesmal die Uraufführung des Stückes "Norweger" von dem Komponisten Jan Eschke bringt, und dem Galeriekonzert junger Künstler steht noch eine Filmmatinee auf dem Programm, die wohl eher für Spezialisten gedacht ist. Unter dem Titel "Brahmssche Symphonik im Vergleich " sind Konzertmitschnitte des 4. Satzes aus der zweiten Sinfonie des Komponisten zu hören, dirigiert von so unterschiedlichen Meistern wie Bruno Walter, Kurt Masur, Leonard Bernstein, Carlos Kleiber, Christian Thielemann und Herbert von Karajan (Sonntag, 23. Oktober, 11 Uhr, Kur-Theater).

Die Konzerte von Juliane Banse, Herbert Schuch und Wen-Sinn Yang gehen im alten Schloss, dem Sitz der Evangelischen Akademie Tutzing, über die Bühne, Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Das Max-Grosch-Quartet und das Diogenes Quartett spielen in der Aula des Gymnasiums (Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr). Und die Nachwuchshoffnungen Angelo de Leo (Violine), Anne Yumino Weber (Violoncello) und Marco Sanna (Klavier) sind in der Galerie Benzenberg am Rathaus zu hören (Dienstag, 18. Oktober, 20 Uhr).

Konzertkarten zu Preisen zwischen 35 und 20 Euro (Schüler und Studenten zahlen jeweils zehn Euro) gibt es unter den Telefonnummern 08151/559721, 08151 /90600 und 08158/8388. Das komplette Programm und weitere Informationen sind unter www.tutzinger-brahmstage.de zu finden.

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Quelle:
SZ vom 02.09.2016
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