Süddeutsche Zeitung

Mobilfunk:Mehr Leistung, weniger Belastung

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Strahlungsintensive Sendeanlagen sollen von Söckings Dächern verschwinden

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Nutzung von Mobiltelefonen, Smartphones und Tablets ist fester Bestandteil des zivilisierten Lebens. Kaum jemand verzichtet auf ein Handy, selbst Erstklässler nutzen jederzeit und überall die technischen Errungenschaften der drahtlosen Kommunikation. Ein Aspekt wird dabei aber häufig ignoriert: Die Dauerbestrahlung durch Funksignale, deren gesundheitliche Auswirkungen seit Jahren kontrovers diskutiert werden. Im Starnberger Ortsteil Söcking, wo verschiedene Anbieter bislang überwiegend strahlungsintensive Dachantennen nutzen, tut sich nun aber etwas: Zwei Funkstandorte werden abgebaut zugunsten zweier Masten, die weniger strahlen, gleichzeitig aber eine bessere Versorgung ermöglichen sollen.

Groß war zu Jahresbeginn 2011 in Söcking die Aufregung, als bekannt geworden war, dass die Landesregierung am Alersberg eine Sendeanlage für den digitalen Behördenfunk (BOS) installieren will. Die Angelegenheit geriet zum Politikum, an deren Ende sich jedoch der Alersberg als geeignetster Standort erwies. Entscheidenden Anteil an der Versachlichung der Debatte hatte Hans Ulrich vom Umweltinstitut München: Der Spezialist für Mobilfunk und elektromagnetische Felder konnte die geringste Strahlenbelastung für den Standort Alersberg nachweisen. Dabei tauchte jedoch auch die Frage nach weiteren Belastungen durch Elektrosmog auf. Es zeigte sich, dass insbesondere Sendeanlagen gewerblicher Mobilfunkanbieter wie Telekom, Vodafone und Telefonica eine erhebliche Strahlenbelastung für Söcking darstellen. In einer Ortsteilversammlung widmete sich Ulrich am Donnerstag dem Thema "Mobilfunk und neue Standorte". Knapp 40 Interessierte folgten der Einladung, dazu gehörten auch die Starnberger Bürgermeisterin Eva John und vier Stadträte.

Der Spezialist erläuterte in seinem Vortrag grundsätzliche technische und gesetzliche Aspekte zum Thema Mobilfunk und verwies dabei auch auf potenzielle gesundheitliche Gefahren durch dauerhafte Strahlung von Funkmasten und intensive Handynutzung mit einer bis zu 20-fachen höheren Belastung. Elektrosmog steht im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Hohe Strahlungswerte ergaben sich demnach durch die Dachsendeanlagen auf Gebäuden an der Riedeselstraße, in der Nähe des Kindergartens am Höhenweg und an der Alpspitzstraße. Die Stadtverwaltung blieb seither bemüht, diese Standorte abzubauen und auf weniger strahlungsintensive Funkmasten zu verlagern. Ulrich untersuchte dabei insgesamt zwölf Varianten, bei denen sich signifikante Unterschiede bei den Werten ergaben.

Bereits im Januar dieses Jahres hatte der Umweltausschuss den neuen Standorten im Bereich des Friedhofs und am Höhenweg mit dem Ziel einer Verbesserung der Versorgung und einer Reduzierung der elektromagnetischen Felder zugestimmt; im Gegenzug wird die Anlage in der Riedeselstraße abgebaut. Thomas Bachmann, bei der Stadt unter anderem zuständig für Umwelt und Strahlenschutz, präsentierte zum Abschluss der Versammlung Fotomontagen zur Ansicht der neuen Sendeanlagen.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2016
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