Süddeutsche Zeitung

Mitten in der Starnberger Wildnis:Freys Kuh und Schillers Biber

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Das Retten von Säugetieren macht im Landkreis Schule. Und in Herrsching geht es gleich auf Safari.

Kolumne von Astrid Becker

Wenn Tim Weidner den Mund aufmacht, passiert meist eines: Seinem Gesprächspartner, sofern aus Ober- oder Niederbayern, huscht ein Lächeln über das Gesicht. Nicht weil der Dritte Landrat Unsinn redet, sondern weil er Franke ist. Denn wenn er, wie bei der Kreistagsfahrt beim Blick auf den Patscherkofel vom "Batscherkofel" spricht, ist Erheiterung garantiert. Dabei ist der Tim nicht nur Franke. Er hat auch ein Herz für Tiere. So rettete er heuer bei einem Urlaub auf den Kapverden einem Delfin das Leben - und der ein oder andere Kommunalpolitiker soll sogar Tränen in den Augen gehabt haben, als er von dieser Geschichte hörte.

Um Rührung mag es da aber nicht immer gegangen sein. Eher um Neid. Denn Weidner, obwohl bei der SPD, muss plötzlich so viel Aufmerksamkeit erregt haben wie zuletzt von seiner Partei wahrscheinlich nur Ex-Kanzler Gerhard Schröder mit seinem Brioni-Anzug. Jedenfalls macht Weidners Vorbild Schule. Denn zwar nicht auf den Hund, aber aufs Tier gekommen sind jetzt auch andere. Der Landratskandidat der CSU, Stefan Frey, zum Beispiel. Der rettete am Sonntag auch ein Säugetier, zwar kein schwimmendes, aber immerhin eine Kuh namens Hanna. Das seit drei Tagen von seinen Besitzern vermisste Jungtier war ihm in Niederpöcking direkt vors Radl gelaufen. Kurzerhand bildete er mit seinen Mitradlern eine Kette und ermöglichte dem Bauern das Einfangen seiner Kuh. Natürlich postete Frey das gleich auf Facebook, so hatte es der Weidner ja auch gemacht. Mit Bild, versteht sich, wobei man anmerken muss, dass Frey in diesem Punkt von Weidner was lernen kann.

Stellt sich nun nur die Frage, was der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller da draufhat. Denn auch bei ihm dreht sich alles ums Tier. Neu ist das allerdings nicht. Man denke zum Beispiel an die Schwalben in der Bahnhofshalle, die Schiller wegen des Gebäudeumbaus umsiedeln musste. Oder an die vielen Gänse, die er mit einem Seeadler vergrämen wollte, weil sich die Bürger belästigt fühlten. Aber da sind auch noch die Biber an der Kurpromenade, derentwegen die Bäume dort neuerdings Drahthosen tragen. Bei so vielen tierischen Themen hatte Schiller schon im März davon gesprochen, Safaris ins Herrschinger Wildlife anzubieten. Das war kein Scherz. Denn am 29. Juli veranstaltet der Bürgermeister die erste Bibersafari in Herrsching. Mal schauen, wie sie ankommt. Zur Erheiterung beigetragen hat das Ganze zumindest schon - am Montag im Gemeinderat, als Schiller den Termin verkündete.

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Quelle:
SZ vom 17.07.2019
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