Süddeutsche Zeitung

Gesundheitspolitik:Fachklinik wird erweitert

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Krankenhaus für MS-Patienten stockt auf. Alle Umbauten und Erweiterungen sollen im Bestand untergebracht werden.

Von Sabine Bader, Berg

Die 8000-Einwohner-Gemeinde Berg und ihre Kliniken: Das ist ein Kapitel für sich. Früher kannte jeder die Gemeinde am Ostufer des Starnberger Sees schon wegen der gleichnamigen Klinik von Valentin Argirov, welcher Leibarzt des ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Joseph Strauß war. Das Haus wurde dann von den Schönklinken übernommen und viele Jahre lang betrieben. Jetzt ist auch diese Ära passé, die Klinik stillgelegt und auf dem Gelände in unmittelbarer Seenähe werden Privatwohnungen entstehen. Dabei hatte die Gemeinde Berg in den vergangenen Jahrzehnten stets die Entwicklungspläne des Krankenhauses mit Wohlwollen begleitet, schon allein um die Klinik am Ort zu halten. Genutzt hat es der Kommune nichts. Die privaten Betreiber hatten andere Pläne.

Ebenso wohlwollend begleitet der Berger Gemeinderat jetzt auch die Erweiterungswünsche der Marianne-Strauß-Klinik auf der gegenüberliegenden Seite der Staatsstraße in Kempfenhausen. Für den Namen des Krankenhauses stand übrigens die Ehefrau von Franz Joseph Strauß Pate. "Die Klinik ist ein Teil von Berg, ich bin froh, dass wir sie hier haben", sagt Bürgermeister Rupert Steigenberger (BG). Und mit Blick auf die ehemalige Schönklinik meint er vielsagend: "Wir haben schon eine Klinik verloren."

Um der Marianne-Strauß-Klinik die Möglichkeit zu geben, sich entsprechend ihrer Bedürfnisse in die Zukunft zu entwickeln, so Steigenberger, hat die Gemeinde einen Bebauungsplan erstellt. Die MS-Klink sei eines der wenigen Krankenhäuser, das im Moment auch fleißig baue, beobachtet er und folgert: "Viele andere Klinken haben derzeit eher das Problem, dass sie von Existenzängsten geplagt werden."

Das ist bei der Marianne-Strauß-Klinik anders. Als Fachklinik für Multiple Sklerose (MS) hat sie eine Art Alleinstellungsmerkmal in der Krankenhauslandschaft. Auch firmiert das 1988 eröffnete Haus im Gesundheitswesen als besondere Einrichtung. Abgerechnet wird hier nicht per Fallpauschale, sondern in Tagessätzen. Dadurch können die Patienten deutlich länger behandelt werden als in herkömmlichen Kliniken. Rund 17 Tage bleiben sie im Schnitt in Kempfenhausen, viele kommen mehrmals. Laut einer Analyse von Krankenkassendaten sind in Deutschland zwischen 200 000 und 250 000 Menschen an MS erkrankt.

Bereits seit geraumer Zeit baut die Klinik, die im Besitz des Gesundheitsreferats der Stadt München ist und 120 Betten hat, kontinuierlich um - Bauabschnitt für Bauabschnitt. Dabei versucht man die Umbauten, Sanierungen und Erweiterungen im Bestand unterzubringen, was den Wünschen der Gemeinde sehr zupasskommt. Dennoch füllen die Eingabepläne mittlerweile drei Ordner, heißt es aus der Bauverwaltung.

Und so stehen derzeit wieder mal zwei Kräne auf dem Klinikgelände. Doch gebaut wird nicht etwa ein komplett neues Gebäude: Das bisherige Parkdeck im Nordwesten des Klinik-Arals wird überbaut beziehungsweise aufgestockt. So entstehen Behandlungs- und Arztzimmer. Ähnliches wird auch im Südwesten passieren. Hier sollen ebenfalls Therapie- und Gymnastikräume aufgestockt werden. Im Westen des Park-Grundstücks, wo früher mal ein Tennisplatz war, entsteht überdies noch ein Regenrückhaltebecken. So können größere Wassermassen gedrosselt abfließen, ohne die Staasstraße zu überschwemmen. Der Freistaat fördert die gesamten Baumaßnahmen und die grundlegende Sanierung der Klinik mit knapp 30 Millionen Euro.

Das Kempfenhausener Schloss, das auf dem Klinikgelände steht und ebenfalls der Landeshauptstadt gehört, ist übrigens bereits im Jahr 2020 umgebaut worden. In dem historischen Gebäude finden neben Seminaren, Ausstellungen und Lesungen, die allgemein großen Anklang bei den kulturell interessierten Landkreisbürgen finden, auch Hochzeiten statt, für die die Gemeinde Berg den historischen Bau seit vielen Jahren gerne nutzt.

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