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Fremdenverkehr:Hotels im Fünfseenland: Wie viel Luxus verträgt die Region noch?

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Die Tourismus-Gesellschaft hält noch ein bis zwei neue erstklassige Häuser direkt an Starnberger See oder Ammersee für möglich. Fünf Vier-Sterne-Hotels gibt es bereits.

Von Otto Fritscher, Bernried

Wie viel Luxus verträgt das Fünfseenland noch, in dem ja nach landläufiger Meinung die Reichen und Schönen leben? Zumindest, was die Vier- und Fünf-Sterne-Hotels betrifft, ist noch Luft nach oben. "Da wäre schon noch Bedarf für ein oder zwei luxuriöse Häuser, direkt am See am besten, mit einem schönen großen Wellness-Bereich", sagt Klaus Götzl, vormals langjähriger Tourismus-Chef und nun stellvertretender Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (Gwt). Doch auch er weiß, dass es extrem schwierig ist, direkt an den Seeufern ein geeignetes Grundstück zu finden, und dann dort - gegen den zu erwartenden Bürgerprotest - ein neues Hotel hinzustellen.

Auch jetzt schon sei die Hotellerie in der Region um Starnberger See und Ammersee gut aufgestellt, gerade was die höherklassigen Hotels betrifft. Das war die einhellige Meinung bei einem Round-Table-Gespräch am Montagmittag, zu dem die Gwt die Direktoren einiger Luxus-Hotels rund um die Seen eingeladen hatte.

Lorenz Mayr, Inhaber des "Marina Resort" in Bernried, verwies darauf, dass es schwer und vor allem teuer sei, ein Fünf-Sterne-Haus wirtschaftlich zu führen. "Da braucht man 24 Stunden am Tag einen Wagenmeister", führte er als ein Beispiel an. Man müsse Preise verlangen, "mit denen sich auch die Luxushotels in der Großstadt schwer tun". Überhaupt: "Luxus ist mehr und vielschichtiger als ein Bügel- und Schuhputzservice", ist Mayr überzeugt.

Auch Arnulf Daxer, Chef des neuen und im Landkreis größten Hotels, des Marriott in Oberpfaffenhofen mit mehr als 300 Zimmern, hält eine "Fünf-Sterne-Klassifizierung für nicht so wichtig". Zudem werden Hotels "immer abhängiger von den Bewertungsportalen im Internet".

Fünf klassifizierte Vier-Sterne-Häuser gibt es im Landkreis: das Marina in Bernried, das Seehotel Leoni, das Marriott bei Gilching, das Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing und das "Vier Jahreszeiten", das sich als einziges Haus mit einem "S" nach den vier Sternen - der Abkürzung für Superior - schmücken darf. "Dazu gibt es noch mehr als ein halbes Dutzend Häuser, die auch auf dem gleichen Niveau liegen, sich aber nicht klassifizieren lassen", erklärt Götzl. Er führt in diesem Zusammenhang das Schlossgut Oberambach, das Boutiquehotel Reschen in Tutzing, das Residence in Feldafing, das Romantikhotel "Chalet am Kienbach" in Herrsching und das Ammersee-Hotel im selben Ort auf. Grund für die Nicht-Sterne: der sogenannte Pharmaindex. Firmenkunden dürfen Vier-Sterne-Häuser häufig grundsätzlich nicht buchen, weil sie vermeintlich zu teuer sind.

So kommt schon Einiges zusammen. "Mehr als 1500 der gut 2000 Hotel-Betten in unserer Region liegen auf Vier-Sterne-Niveau, bayernweit liegt der Durchschnitt bei 20 Prozent. "Wir sind also durchaus erstklassig", befindet Gwt-Geschäftsführer Christoph Winkelkötter und bezieht sich damit auf eines der wichtigen "Markenkern-Wörter", mit der die Gwt die Region beschreibt. Dennoch sieht Winkelkötter Verbesserungspotenzial: etwa wenn es um die Ausrichtung großer Veranstaltungen mit mehreren Hundert Teilnehmern geht. Den größten Konferenzsaal eines Hotels im Landkreis beherbergt das Vier Jahreszeiten, er bietet Platz für 160 Personen. "Wir müssen immer wieder Anfragen für größere Veranstaltungen ablehnen", erklärt Götzl - und appelliert an die Hotel-Chefs, so zusammenzuarbeiten, wie die Kooperation beim Thema "Golf" bereits klappt. Bundesweit hat die Region die höchste Golfplatzdichte: zwölf Plätze im Umkreis von 25 Kilometern. Neun davon sind "Premiumpartner", etliche Hotels zielen auf diese Klientel ab. Für Kongresse bieten sich nach Ansicht von Götzl auch die Schlossberghalle in Starnberg und der Florianstadl in Andechs an. Die Teilnehmer könnten in verschiedenen Hotels wohnen. Ein Modell, das auf Wohlgefallen stieß.

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SZ vom 09.04.2019
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