Süddeutsche Zeitung

Corona im Landkreis Starnberg:Erstes Impfziel erreicht

Lesezeit: 2 min

1930 Spritzen in zehn Stunden: Bei der Sonderaktion im Landratsamt werden mehr Menschen immunisiert als geplant. Die meisten über 80-Jährigen sind nun geimpft.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Waltraud Schmucker strahlt. Die 86-Jährige aus Starnberg hat sich beim Sonderimpftag im Landratsamt Starnberg immunisieren lassen und ist gerade auf dem Weg nach Hause. "Es war supergut, besser hätte man es nicht machen können. Man kann nur loben, was die Starnberger da auf die Füße gestellt haben", sagt sie.

Tatsächlich bringt die Aktion den Landkreis Starnberg, der bisher dafür gescholten worden ist, dass die Impfungen der über 80-Jährigen zu langsam vorangehen, einen ganzen Schritt nach vorne: Am Samstag werden in zehn Stunden 1930 Menschen geimpft, 430 mehr, als ursprünglich geplant. Denn als sich mittags zeigt, dass locker mehr als die vereinbarten 1500 Impftermine zu schaffen sind, rufen die Organisatoren kurzfristig weitere Leute an. Am Ende erreicht der Landkreis sein erstes Impfziel: "Mit der Priorität 1 sind wir durch, wir haben heute rund 750 Erzieher und Erzieherinnen, Lehrer und Lehrerinnen geimpft, und mit der 2. Priorität haben wir auch gleich begonnen", sagt Landrat Stefan Frey. Sein Resümee: "Das ständige Drängen um mehr Impfstoff für den Landkreis hat sich gelohnt. Jetzt können wir unsere Impfstatistik endlich aufbessern."

Der Sonderimpftag ist innerhalb von nur einer Woche organisiert worden. Mehr als 300 Helfer sind im Einsatz. Sie bauen Zelte mit Impfkabinen auf und legen die Wegeführungen nach den Hygienevorschriften fest. Die Aktion ist mithin ein Musterbeispiel dafür, was möglich ist, wenn alle im Landkreis zusammenarbeiten. "Wir sind überwältigt vom Andrang", sagt der Verwaltungsleiter des Impfzentrums Starnberg, Roland Schwankhart. "Alle schicken Personal, das uns unterstützt", erklärt er und meint damit den BRK-Kreisverband als Betreiber des Starnberger Impfzentrums, die Landratsamtsmitarbeiter, die Freiwilligen Feuerwehren, die DLRG, das THW, die Kliniken im Landkreis sowie den Ärztlichen Kreisverband und die 60 Ärzte, die an diesem Wochenende ehrenamtlich arbeiten.

"Es war ein Riesenkraftakt", sagt Landrat Stefan Frey, dem die Erleichterung anzusehen ist, dass nun endlich etwas vorwärts geht. Obwohl er nicht dafür verantwortlich sei, dass es in den vergangenen Wochen so wenig Impfstoff im Landkreis gab, seien bei ihm zahlreiche Beschwerden eingegangen. Am Samstag darf er sich in Lob sonnen. Die Menschen freuen sich, dass sie endlich die Impfung bekommen, auf die sie so lange warten mussten. Unter den mehr als 7000 Anrufern, die sich bis Freitag gemeldet hatten, konnten 1500 Impftermine vergeben werden. Der einzige Kritikpunkt einer 79-jährigen Starnbergerin mit Hörbehinderung: Die telefonische Abfrage sei akustisch schwer verständlich gewesen, das sollte verbessert werden.

Laut Landratsamtssprecherin Barbara Beck dürften nun alle über 80-Jährigen erstgeimpft sein, die eine Immunisierung wollten. Ihr zufolge gibt es im Landkreis 11 000 Menschen dieses Alters. 8117 erhielten laut BRK-Statistik ihre erste Spritze, die meisten im Impfzentrum, 21 bei der Aktion. Wie viele weitere bei den 2381 Impfungen durch Hausärzte immunisiert wurden (Stand: 8. April), ist nicht bekannt.

Am Samstag wird bereits mit den über 70-Jährigen sowie mit den Berufen begonnen, die erste oder zweite Priorität haben, wie den Lehrern von Grund- und Förderschulen oder Erziehern. Außerdem sind Helfer mit drei Rettungsfahrzeugen unterwegs, um 45 bettlägerige Patienten zuhause zu impfen. Im Landratsamt herrscht ein reges Treiben, fast wie auf der Innovationsmesse zu Vor-Corona-Zeiten. Die Menschen wirken entspannt, die Helfer sind auffallend freundlich. Schon 30 Minuten vor dem Start um 9 Uhr bilden sich Schlagen. Doch die Aktion ist so gut organisiert, dass mittags 1000 Menschen geimpft sind.

Der Zeitablauf ist straff organisiert, im 15-Minuten-Takt werden jeweils 40 Patienten geimpft. Am Ende des Tages sind 1930 Menschen immunisiert, davon 1715 mit Biontech und 215 mit Astra Zeneca. Nach Angaben des Landrats sollen künftig 3500 Dosen Biontech oder Moderna pro Woche zur Verfügung stehen. Zusätzlich stehen 10 000 Dosen Astra Zeneca für die Hausärzte bereit. Laut BRK-Kreisgeschäftsführer Jan Lang könnten dadurch kurzfristig 10 000 bis 13 000 weitere Menschen immunisiert werden.

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SZ vom 12.04.2021
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