Süddeutsche Zeitung

Gemeinde Feldafing:Büros statt königlicher Toiletten

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Mit großem Aufwand ist das Bahnhofsgebäude 2013 zum Rathaus umgebaut worden, doch die Verwaltung platzt schon wieder aus allen Nähten. Erlösung verheißt der alte Bahnschuppen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Aufwändig wurde das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Feldafing saniert und zum neuen Rathaus umgebaut. Vor neun Jahren erst war die Gemeindeverwaltung eingezogen, nun ist es bereits wieder zu eng. In der jüngsten Sitzung am Dienstag wurden dem Gemeinderat mögliche Erweiterungspläne vorgestellt. Demnach gibt es Baurecht im Bereich des ehemaligen Bahnschuppens: Im Bebauungsplan sind zwei jeweils acht Meter breite Baufelder eingezeichnet. Hier könnten zwei Neubauten entstehen mit einer Grundfläche von 150 und 200 Quadratmetern. Nach ersten Schätzungen von Andreas Keller, Geschäftsführer des Kommunalunternehmens Pewu, kostet die Erweiterung etwa 1,1 Millionen Euro. Werden die Bauten unterkellert, würde sich der Betrag verdoppeln.

Laut Bürgermeister Bernhard Sontheim musste die Anzahl der Mitarbeiter zuletzt erhöht werden. Zudem gibt es kein Besprechungszimmer im Rathaus, Mitarbeiter treffen sich entweder im Bürgermeisterbüro oder im Sitzungssaal. Zudem sind die kleinen Büros zu eng für mehrere Besucher. Nach ersten Überlegungen könnten Standesamt und Einwohnermeldeamt in die ebenerdigen Gebäude ausgelagert werden. Das Bauamt bliebe laut Sontheim wegen der engen Kommunikation im Rathaus. Im kleineren Neubau könnten Büros für fünf Arbeitsplätze entstehen mit Wartebereich und Sanitäranlagen, im größeren Gebäude ein Multifunktionsraum für Besprechungen und Trauungen sowie ein Magazin und Büros. Falls ein Keller gebaut wird, wäre dort Platz fürs Gemeindearchiv, das derzeit im ehemaligen Rathaus, der Villa Maria, untergebracht ist. Doch der dortige Keller ist ungeeignet, es gab bereits einen Wassereinbruch.

Sollten die neuen Gebäude unterkellert werden, hätten auch Sportschützen oder die Jugend ein neues Domizil, meinen die Grünen

Die neuen Gebäude wären erweiterungsfähig, falls mehr Platz benötigt werde oder die Mitarbeiterzahl steigen sollte. Auch die Büros seien nach Angaben von Gemeindeleiter Peter Englaender mit zwölf Quadratmetern pro Person oder 18 Quadratmetern für zwei Personen größer geplant als es den Vorschriften entspricht. Eine Fertigstellung wäre laut Keller schon im Jahr 2024 möglich.

Die Räte konnten sich allerdings noch andere Nutzungen vorstellen. Boris Utech (Grüne) schlug vor zu prüfen, ob die Schießanlage für die Sportschützen im Keller untergebracht werden und damit auf das geplante neue Schützenhaus verzichtet werden könnte. Fraktionskollege Anton Maier konnte sich einen Jugendraum vorstellen. Einstimmig entschied das Gremium, dass das Pewu eine Kostenschätzung für alle Alternativvorschläge vornehmen soll. Die Planungskosten werden in den Haushalt 2023 eingestellt. Der Bahnschuppen soll übrigens erhalten bleiben, obwohl er nicht unter Denkmalschutz steht: Hier waren nach Angaben des Rathauschefs einst die königlichen Toiletten untergebracht.

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