Süddeutsche Zeitung

Kultur:Verein rettet Musiktage Feldafing

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Klassikfans schließen sich zusammen und nehmen die Organisation der hochkarätigen Konzertreihe selbst in die Hand

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Es hatte schlecht ausgesehen für die "Musiktage Feldafing", doch jetzt scheint die hochkarätige Konzertreihe gerettet. Bis 2020 fand diese unter der Schirmherrschaft der Nachbarschaftshilfe Feldafing statt. Dann wollte der Sozialverein die Verantwortung nicht länger tragen. Das hätte das Aus für die 2014 gegründeten Musiktage bedeutet. Das wollten acht Bürger, die Freude an klassischer Musik haben, verhindern und gründeten den Verein "Musiktage Feldafing", um die Konzerte, die jedes Jahr sogar im Klassikradio des Bayerischen Rundfunks übertragen werden, auch in Zukunft zu sichern.

Die Vereinsgründung sei Voraussetzung gewesen, um wenigstens Fördergelder beantragen und Eintrittsgelder verlangen zu können, erklärt der Vorsitzende Professor Axel Spring. Ansonsten wäre die Finanzierung sehr risikoreich. Vereinsgründung und Konzertplanung seien in Coronazeiten ohnehin sehr, sehr mühselig gewesen, erinnert er sich. Doch die Mitglieder ließen sich nicht unterkriegen und legten los mit der Organisation des nächsten Konzerts. Auch weitere Mitglieder aus Feldafing und den Nachbargemeinden konnten gewonnen werden und ihre Zahl stieg auf etwa 70 Personen an. Zudem konnten so viele Spenden gesammelt werden, dass bereits jetzt die Finanzierung der 9. Musiktage Feldafing im Juli 2022 gesichert ist. Die Kosten betragen jedes Jahr bis zu 20 000 Euro. Es sind daher immer noch Sponsoren und neue Mitglieder willkommen.

Der Verein konnte in diesem Jahr bereits erste Erfahrungen sammeln. Denn die ehrenamtlich tätigen Veranstalter hatten Konzerte im August organisiert. Für die Veranstaltungen mussten sie Corona konforme Hygienekonzepte und Sitzpläne erstellen. Die 150 Sitzplätze in der Kirche Sankt Peter und Paul durften nur zur Hälfte belegt werden. Da die Konzerte stets ausverkauft waren, wurde mit den Künstlern vereinbart, dass sie zwei Mal hintereinander auftreten, aber nur eine Gage bekommen. Dass bei diesen Einschränkungen dennoch hochrangige Künstler verpflichtet werden konnten, hat der Verein seinen künstlerischen Leitern, Kit Armstrong und Franziska Hölscher zu verdanken. Der Pianist Armstrong ist bereits mit 29 Jahren international bekannt. Spring kennt ihn persönlich und wenn der Amerikaner in Süddeutschland auftritt, wohnt er bei dem Vorsitzenden. Armstrong, der in Wien, nahe Salzburg und in Frankreich lebt, hat die ebenfalls international tätige Geigerin Franziska Hölscher mit ins Boot geholt. Beide sind bestens mit anderen Künstlern vernetzt und können sie daher für die kleine Gemeinde verpflichten.

Ob die Konzerte 2022 in den unsicheren Zeiten der Pandemie tatsächlich stattfinden können, ist derzeit ungewiss. Dennoch laufen die Planungen bereits jetzt auf Hochtouren. Allerdings will man laut Vorstandsmitglied Susanne Schmidhuber erst drei Wochen vor den Musiktagen, die von 21. bis 24. Juli 2022 stattfinden, mit dem Kartenvorverkauf beginnen. Erst dann könne man die Entwicklung abschätzen. Spring bleibt optimistisch: "Wir hoffen, dass es dann die strengen Bestimmungen nicht mehr gibt."

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Quelle:
SZ vom 06.12.2021
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