Süddeutsche Zeitung

Kultur:Startschuss mit Fernweheffekt

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Gilchinger Kulturwoche gilt als gelungene Leistungsschau

Von Reinhard Palmer, Gilching

Die Gemeinde Gilching ist auf dem besten Weg, ihrem Nachbarn Gauting in Sachen Kultur Konkurrenz zu machen. Es kommt was in Bewegung, wenn Kultur zur Chefsache wird. Gilchings Erster Bürgermeister Manfred Walter (SPD) ließ es sich im Rathaus-Veranstaltungssaal nicht nehmen, die 5. Gilchinger Kunst- & Kulturwoche - nach der Idee des Kulturreferenten Matthias Helwig entwickelt und vom Kulturbeauftragten Jakobus Ciolek maßgeblich organisiert - persönlich zu eröffnen und auch dem stellvertretenden Landrat Tim Weidner das Wort zu erteilen. Die Kunst- & Kulturwoche ist die Leistungsschau der Gemeinde, die jetzt so etwas wie ein "erstes kleines Jubiläum" feiert, sagte Walter. Alle Vereine und Organisationen, die hier am nördlichen Rand des Landkreises in irgendeiner Form kreativ tätig sind, gestalteten die zehn reich gefüllten Tage mit - ein Ansatz, der im Landkreis beispielhaft für Synergienutzung steht.

So eine Festivaleröffnung braucht natürlich einen adäquaten Rahmen. Sektempfang mit Jonglage-Akrobatik und Musik - Erik Berthold (Gitarre, Gesang) und die Peacemaker Tom Losch (Gesang und Leadgitarre) sowie Stefan Berchtold (Gesang und Bass) - sorgten schon mal für gute Stimmung. Ein bis auf den letzten Platz gefülltes Haus war garantiert, denn das Hauptevent setzte auf einen Publikumsmagneten: Quadro Nuevo. Und ist das Motto "Welt(en)-Reise", so darf diese Formation auf keinen Fall fehlen. Nicht nur, weil ihre Musik Anregungen und Grundmaterial auf Fernreisen sammelt, sondern weil sie mit ihrer imaginativen, weitschweifenden und auch sinnlichen Musizierart Fernweh weckt. Ganz besonders, wenn es sich um die orientalisierende Musik des Programms "Flying Carpet" handelt, die natürlich nur auf dem orientalischen Teppich authentisch ist. Und den haben Mulo Francel (Saxophone, Klarinetten), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Vibrandoneon, Bandoneon, Trompete) und D.D. Lowka (Kontrabass, Percussion) sowie Chris Gall (Klavier) selbstverständlich ausgerollt, was wunderbar zu Kulissen passte, die Kinder in der "Schule der Fantasie" gestaltet hatten.

Auf Reisen tritt das Ensemble meist mit einheimischen Musikern auf, was auf CDs dokumentiert ist. Aber das Quartett versteht es auch, in Titeln wie "Flying Carpet", "Café Cairo" oder "Icarus' Dream" ohne exotische Instrumente morgenländische Atmosphäre zu kreieren. Etwa mit magischen Bassklarinettenmelodien über einem farbenreichen Klangteppich, zarten Echoeffekten oder geschmeidiger Schlangenbeschwörung auf dem Vibrandoneon. Mit solchen Klangwirkungen bekamen auch deutsche Volkslieder wie "High on the yellow waggon", "Die Gedanken sind frei" oder "Der Mond ist aufgegangen" in der dritten Zugabe ein ganz neues, sinnenfreudiges Gewand. Das begeisterte einmal mehr.

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Quelle:
SZ vom 14.10.2019
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