Süddeutsche Zeitung

Krippe:Der Teufel und das Jesuskind

Lesezeit: 2 min

Der Starnberger Alt-Landrat Heinrich Frey bestückt seine Krippe mit neapolitanischen Figuren, die er seit 1982 sammelt.

Von Sabine Bader, Starnberg

Der Teufel steckt meist im Detail. Nur nicht im Hause Frey. Da lauert Luzifer gut verborgen in einer Ecke. "In jeder neapolitanischen Krippe gibt es eine Teufelsfigur", erzählt Altlandrat Heinrich Frey und blickt auf die stattliche Krippenlandschaft in seinem Wohnzimmer.

Die Idee für die Sammlung stammt nicht von ihm, sondern von Mathilde Berghofer-Weichner. Die verstorbene bayerischen Justizministerin, eine echte Antiquitäten- und Krippenkennerin, lebte in Gauting, war mit den Freys eng befreundet und riet ihm auf dem alljährlichen Weihnachtsmarkt auf der Piazza Navona: "Diese Figuren solltest du sammeln, die sind was Besonders." Frey tat wie geheißen. Das ist nun 35 Jahre her. Jedes Jahr beim winterlichen Rom-Besuch kauft er ein bis zwei Figuren. Die Sammlung wächst langsam und stetig. Mittlerweile sind es mehr als 100 kleine, handbemalte Figürchen, die der Altlandrat alljährlich zu einem buten Treiben gruppiert.

Es ist eine fröhliche Szenerie, die sich dem Betrachter da präsentiert. Da ist beispielsweise ein Harlekin mit Narrenkappe und drei schwarzen Raben auf den Schultern. Und ein Hufschmied, der ein Pferd beschlägt. Da sind Musikanten und Marktverkäufer, die Gemüse und Früchte feilbieten. Eine Händlerin hat sogar ein Huhn in ihrem Korb sitzen, das gottlob nicht weiß, was ihm blüht.

Natürlich gibt es auch die "herkömmlichen" Figuren in der Frey'schen Krippe: Hirten, Schafe, Ochs, Esel, Josef und Maria. Auch das Jesuskind liegt in seiner Krippe und strampelt munter. Doch was ist das? Die Heiligen Drei Könige hoch zu Ross. Jetzt schon? Die kommen normal doch erst am 6. Januar an im Kripperl. "Na und? Die bleiben da", verkündet Frey. "Ich bau' doch nicht ständig um." Simon, seinem jüngsten Sohn, dürften solche Aussagen des Vaters nicht gefallen. Früher war er nämlich der Krippenaufbauer. Da wurden thematische Szenen liebevoll komponiert. Das konnte schon einmal gut zwei Stunden dauern. Heute ist Simon Landarzt in Maitenbeth und kommt mit Frau und den beiden Töchtern nur noch zu Besuch nach Starnberg. Natürlich nicht, ohne in der Weihnachtszeit einen kritischen Blick auf die Komposition des Vaters zu werfen.

Neben dem Jesuskind,...

...den Heiligen Drei Königen...

...und Markthändlern...

...gehört nach alter neapolitanischer Tradition auch der Beelzebub dazu.

Alle zehn Enkel der Freys haben übrigens strenge Anweisung, ihre Finger von den Figuren zu lassen. "Nur schauen ist erlaubt", sagt Oma Barbara Frey. Denn die Figuren, die anfangs umgerechnet um die sechs Euro gekostet haben, sind sehr empfindlich, da ist schnell mal eine Hand oder ein Arm ab. "Die eine oder andere ist auch schon geklebt", gibt Frey zu. Das gemalte Hintergrundbild stammt übrigens auch aus Rom. Frey hat es auf einen Paravent aus Holz gezogen. Bereits im Sommer hält er alljährlich auch Ausschau nach Wurzeln und knorrigen Zweigen, an denen sich Engel befestigen lassen. Der diesjährige stammt aus der Nähe von Haunshofen im Kreis Weilheim-Schongau, erzählt Frey.

Die Krippenfiguren aus Neapel gibt es auf der Piazza Navona heute nicht mehr zu kaufen. Die Frey'sche Sammlung, die schon Sohn Simon versprochen ist, wird wohl kaum noch wachsen. Aber sie ist ja schon jetzt beachtlich.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3803949
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.12.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.