Süddeutsche Zeitung

Toxische Beziehung:Mann überwacht Partnerin mit Peilsender

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Ein 58-Jähriger Kraillinger stellt seiner Freundin auf vielfältige Weise nach. Dafür wurde er nun vor dem Amtsgericht Starnberg wegen Stalkings verurteilt.

Von Christian Deussing, Krailling

Der Mann sitzt wartend direkt neben dem Gerichtssaal, seine ehemalige Lebensgefährtin in großem Abstand von ihm entfernt. Ihre Beziehung ist schon seit Jahren erkaltet - vor allem, seitdem seine Partnerin ihn angezeigt hat, weil er ihr nachgestellt hatte. Laut Strafbefehl habe er im Schlafzimmer der Frau ein Handy unter einer Decke zum Abhören versteckt und einen Peilsender an ihrem Auto angebracht. Auch habe er sie gegen ihren Willen an ihrer Arbeitsstätte aufgesucht und mit Anrufen und Textnachrichten bedrängt. Wegen dieser Eingriffe in den höchstpersönlichen Lebensbereich einer anderen Person erhielt der kaufmännische Angestellte eine Geldstrafe von 3000 Euro. Dagegen legte der 58-Jährige aber vor dem Starnberger Amtsgericht Einspruch ein.

Der Mann ist der Justiz nicht unbekannt. Bereits vor elf Jahren stellte er seiner geschiedenen Frau nach und soll auch eine Freundin gestalkt haben. Hierfür kassierte der Mann damals eine noch höhere Geldstrafe. "Wenn es so weiter geht, landen Sie noch in Stadelheim", warnte ihn die Richterin in der Verhandlung. Der Angeklagte begründete sein Verhalten damit, dass er "die Wahrheit von seiner Partnerin wissen" wolle. Er werde von ihr finanziell ausgenutzt und bezahle auch noch die gemeinsamen Urlaube in Hundehotels, erzählte der Angeklagte.

"Ich glaubte seinen Versprechungen, sich ändern zu wollen", sagt das Stalking-Opfer

Dann sei es doch ratsam, sich von ihr zu trennen, warf der Staatsanwalt ein. "Ich bin zu blöd, ich schaffe es nicht - auch wegen unserer Hunde", beteuerte der Mann, der trotz allem weiter mit der Frau in einer Mietwohnung mit getrennten Schlafzimmern lebt. "Er ist krankhaft eifersüchtig, hat Riesenprobleme mit Frauen und ist depressiv", sagte das Stalking-Opfer im Prozess. Eine Paartherapie sei gescheitert. "Ich glaubte seinen Versprechungen, sich ändern zu wollen", erzählte die Pädagogin. Die 48-Jährige hatte sich zwar zwischenzeitlich von dem Angeklagten getrennt, war aber erneut vor einigen Jahren mit ihm zusammengezogen.

"Ich hatte gehofft, in den Hunden wieder eine Gemeinsamkeit zu finden", sagte die Frau. Sie klagte, dass es ihre Schuld gewesen sei, sich auf diese Beziehung und auf "den Mist wieder eingelassen" und sich damit arrangiert zu haben. Sie fühle sich von dem 58-Jährigen finanziell abhängig. "Ich bin seelisch gebrochen worden und habe nur noch meinen Beruf und die Hunde", sagte die Kraillingerin verbittert.

Das Gericht riet dem Paar dringend dazu, sich unter diesen prekären Umständen auch räumlich zu trennen - und nicht nur innerhalb der Wohnung. Denn auf einer heißen Herdplatte ziehe man seine Hand doch weg, erklärte der Staatsanwalt. Angesprochen wurde die Frau auch auf die vom 58-Jährigen bezahlten Urlaube. Das sei sein schlechtes Gewissen, diese Urlaube betrachte sie gewissermaßen als "Schmerzensgeld", erklärte die 48-Jährige.

Am Ende akzeptierte der Angeklagte den Strafbefehl. Das Stalking gab er zu. Sein Verteidiger hatte ihm dazu geraten. Der Anwalt sagte der Frau zu, ihr finanziell zu helfen, damit sie ausziehen könne. Über diesen Vorschlag will sie jetzt nachdenken. Auch für die Hunde soll eine faire Lösung gefunden werden.

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