Süddeutsche Zeitung

Kommunalpolitik in Seeshaupt:"Ich habe als Bürgermeister auch nur eine Stimme"

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Der neue Rathauschef Fritz Egold will bei den Themen neuer Supermarkt und Feuerwehrhaus anpacken und setzt auf Teamarbeit

Interview von Kia Ahrndsen, Seeshaupt

Bürgermeisterwechsel im Süden des Starnberger Sees: Fritz Egold, der bislang für die SPD im Seeshaupter Gemeinderat saß, hat für die CSU das Rathaus erobert und übernimmt die Amtsgeschäfte von Michael Bernwieser (PfB). In der Sitzung an diesem Dienstag wird Egold vereidigt. Der bisherige Projektleiter des Staatlichen Bauamts in Weilheim setzt auf seine 15 Jahre Erfahrung in Kommunalpolitik und Verwaltung.

SZ: Was ist Ihr erstes Vorhaben?

Fritz Egold: Ich möchte die Verwaltung besser kennenlernen, ich kenne sie ja schon durch meine Tätigkeit als Gemeinderat, aber man muss sich ja auch in die ganzen Verwaltungsvorgänge einarbeiten. Ich kann mit meinem aktuell vorhandenen Wissensstand als Bürgermeister ja auch mitarbeiten. Das habe ich auch vor, also ich möchte nicht im Büro sitzen und repräsentieren, sondern ich kann verschiedene Sachen auch verwaltungstechnisch abdecken. Jede Verwaltung funktioniert ein kleines bisschen anders. Dazu kommt bei uns die Sondersituation mit der Verwaltungsgemeinschaft mit Iffeldorf - ich muss mich also auch mit dem Bürgermeister Hans Lang aus Iffeldorf, den ich schon kenne, auseinandersetzen. Man muss erst einmal die Gegebenheiten ordentlich und gut kennenlernen, damit man vernünftig arbeiten kann.

Zuletzt war das Feuerwehrhaus wichtiges Thema. Wie geht es da weiter?

Das gehört natürlich zu den Projekten, die wir auf der Agenda haben. Ganz wichtig ist die Wasserversorgung, das Feuerwehrhaus ist auch wichtig. Dann das Einzelhandelskonzept, das ja noch nicht zur Gänze ausgearbeitet ist, Stichwort Standortsuche. Die Corona-Krise wird ein ganz wichtiges Thema werden. Ich finde, wir müssen die Leute mehr ins Boot holen, informieren. Wenn ich die Homepage einer anderen Gemeinde anschaue, da sind Hilfestellungen drauf - ganz banale Sachen, zum Beispiel, wo man die gelben Säcke besorgen kann. Es weiß halt nicht jeder, dass die in einem Karton hinter dem Rathaus stehen. Da nimmt man zwei Zeitungsständer und stellt die vorne auf. Aufgrund der Krisensituation gibt es viele Aufgabenstellungen, die es vorher vielleicht in einer Gemeindeverwaltung nicht gegeben hat. Die muss man aber auch bewältigen. Die Planungen für das Feuerwehrhaus und den Trinkwasserhochbehälter, der Notverbund - es gibt viele Pflichtaufgaben. Das ist nicht "nice to have", sondern etwas, das die Gemeinde machen muss. Dann muss man aber auch schauen, was diese Krisensituation aus dem Einkommen- und Gewerbesteueraufkommen in den nächsten Jahren machen wird. Da müssen wir uns dann überlegen, wie wir das vernünftig und ordentlich hinbekommen.

Könnte ein neuer Supermarkt Gewerbesteuereinnahmen bringen?

Nein, das ist nicht so. Ein Supermarkt bringt nicht unbedingt Gewerbesteuer. Die Ketten haben ihre Firmensitze ganz woanders, die setzen hier einen Geschäftsführer ein. Es geht darum, die Versorgungslage sicher zu stellen. Wir haben ja schon 2015 den Antrag für ein Nahversorgungskonzept gestellt. Dieses Verfahren müssen wir zu Ende bringen. Wir haben jetzt ein Ergebnis der Bürgerumfrage und der folgerichtige Schritt ist, weiterzumachen. Genauso hat es beim Feuerwehrhaus verschiedene Varianten gegeben: Zuerst wurde der Anbau präferiert, dann hat man angesichts der Kosten erkannt, dass ein Neubau wohl die bessere Lösung wäre. Die düsteren wirtschaftlichen Prognosen dürfen aber auch nicht dazu führen, dass alles im Stillstand verharrt. Das wäre schade!

Gibt es schon Kontakte zu den Gemeinderäten?

Ich setze auf Teamarbeit, ich hoffe und glaube auch dran, dass wir das hinbekommen werden. Wir haben jetzt vier Neue, ich habe mit den Gemeinderäten die letzten sechs Jahre viel zusammengearbeitet. Daran wird sich auch in der jetzigen Position nicht viel ändern. Also, ich bin die Zusammenarbeit gewöhnt.

In den letzten Jahren war die Stimmung im Gemeinderat ja auch durchaus konfrontativ - soll sich daran etwas ändern?

Also, dass man sich in einem Gemeinderat nicht mit Wattebällchen beschmeißt, ist ja überall so. Es gab ja von allen, die sich zur Wahl gestellt haben, die Aussage, dass man versuchen wird, die Gräben zuzuschütten. Und gerade jetzt in dieser Krise ist es wichtig, dass wir gemeinsam für Seeshaupt arbeiten, alles andere wäre widersinnig. Da gibt es keine Alleingänge. Wenn die Leute ordentlich informiert sind, beschließen wir Sachen. Ich habe als Bürgermeister auch nur eine Stimme. Ich bin dann der, der dafür sorgen muss, dass das ordentlich umgesetzt wird. Da sehe ich auch kein Konfliktpotenzial. Wieso auch - was soll uns das bringen?

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Quelle:
SZ vom 12.05.2020
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