Süddeutsche Zeitung

Naturschutz in Bayern:Rettet die Kiebitze

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BN-Kreisgruppe und Seefelder Ortsgruppe starten Internet-Petition.

Von Peter Haacke, Seefeld

Die Kreisgruppe Starnberg und die Ortsgruppe Seefeld im Bund Naturschutz (BN) haben unter der Adresse change.org/rettet-die-kiebitze eine Online-Petition gestartet, die sich an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber richtet. Die Petition fordert einen verbindlichen Artenschutz mit einer gerechten Entlohnung der Landwirtschaft, damit die Kiebitze in Bayern überleben.

Der Bestand der Kiebitze ist in Deutschland zwischen 1980 und 2016 um 93 Prozent eingebrochen, heißt es in einer Pressemitteilung der Naturschützer. Bayern trägt mit 10,3 Prozent Anteil an der deutschen Population eine erhebliche Verantwortung für den Kiebitz-Bestand. Für einen günstigen Erhaltungszustand der stark gefährdeten Vogelart wären 20 600 Brutpaare in Bayern notwendig. In der bayerischen Wiesenbrüterkartierung 2014/15 wurden jedoch nur noch 2509 Brutpaare erfasst. Seit vielen Jahren versucht der Freistaat mit Einzelprojekten, den Kiebitzbestand zu stabilisieren. Die Bemühungen sind jedoch größtenteils vergeblich, weil nicht flächendeckend agiert wird, sondern nur in einzelnen Modellprojekten. Die 2020 ausgewiesene Feldvogelkulisse wäre eine gute Grundlage, um funktionierende Maßnahmen umzusetzen. Stattdessen setzt Bayern ausschließlich auf Freiwilligkeit und bietet im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) eine Entschädigung von 680 Euro pro Hektar für die Einrichtung von Feldvogelinseln. Der Betrag sei jedoch viel zu knapp bemessen, heißt es, denn mit Getreideanbau lasse sich mehr als dreimal so viel erlösen. Selbst nach Abzug der Kosten wäre Feldvogelschutz also ein schlechtes Geschäft für den Landwirt.

"Je länger wir keinen ehrlichen Artenschutz betreiben, desto teurer wird die Gesellschaft dafür bezahlen müssen", erklärt die Seefelder BN-Ortsvorsitzende Constanze Gentz. "Nur mit freiwilligen Maßnahmen werden wir den Artenschwund auf Dauer nicht aufhalten können. Dafür müssen wir als Gesellschaft die landwirtschaftlichen Leistungen für den Artenschutz angemessen honorieren." Der Kiebitz ist eine sogenannte Zeigerart, die auf ein intaktes Ökosystem seines Lebensraums hinweist. Von einer Förderung der Feldvögel profitieren auch Insekten und weitere Begleitvogelarten wie Braunkehlchen oder Schafstelze. Im oberbayerischen Seefeld hat Gentz mit der BN-Ortsgruppe in einem Schutzprojekt über vier Jahre gezeigt, wie eine Kiebitz-Population aufgebaut werden kann. 2019 wurde das Projekt von den Behörden nicht mehr in dem notwendigen Umfang fortgeführt. Seither blieben alle Brutversuche erfolglos.

Der Bund Naturschutz hofft, dass viele Menschen die Petition unterzeichnen und damit die Staatsregierung auffordern, einen funktionierenden Wiesenbrüterschutz in Bayern sicherzustellen.

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