Süddeutsche Zeitung

Luise Kinseher:"Ich wär' gerne die Feuerwehrhauptfrau"

Lesezeit: 3 min

Die Kabarettistin Luise Kinseher und die "Wellbappn" treten im Juni und Juli bei vielen Feuerwehr-Jubiläen auf. Ein Gespräch über die Brandbekämpfer, Kinsehers Programm am Wörthsee und ihre schönste Kindheitserinnerung.

Interview von Gerhard Summer, Wörthsee

Luise Kinseher hat's neuerdings mit der Freiwilligen Feuerwehr: Mitte Juni treten die Kabarettistin und Hans Wells Wellbappn bei der nachgeholten 125-Jahr-Feier der Feuerwehr Steinebach-Auing am Wörthsee auf. Im Mai gastierte die frühere Mama Bavaria vom Nockherberg schon bei der Einsatztruppe in Mintraching bei Freising, die ihr 150-Jähriges feierte, im Juli stehen für sie dann noch zwei Gastspiele zu Feuerwehren-Jubiläen in Forstinning und Hitzhofen-Oberzell an. Was ist da los? Ein Gespräch mit der 53-Jährigen aus Geiselhöring, die gerade im Bayerischen Wald an ihrem neuen Programm schreibt.

SZ: Frau Kinseher, kennen Sie einen guten Feuerwehr-Witz?

Luise Kinseher: Nein.

Wie wär's damit: Kommt ein Feuerwehrmann früher als sonst nach Hause, bemerkt im Erdgeschoss, dass es brennt, läuft die Treppe hoch, stürmt ins Schlafzimmer und schreit: Schatz, steh' auf, es brennt. Da tönt es aus dem Kleiderschrank: Rettet auch die Möbel!

Der ist sehr schön. Den kann ich ja gleich verwenden.

Wenn die erste Juli-Woche vorbei ist, waren Sie von Mai an bei vier Feuerwehrjubiläen: in Mitraching, am Wörthsee, in Forstinning und Hitzhofen-Oberzell.

Das sind alles Feuerwehrfeste?

Ja, zum 150-, 142- und 125-Jährigen. Haben sich die alle verabredet? Oder haben Sie jetzt Löschschaum im Blut?

Das ist wirklich lustig. Aber es ist ganz anders: Die Wellbappn und ich sind ein bewährtes Team für Bierzelt-Feste. Und weil die Feuerwehren heuer alles nachholen, was in den vergangenen Jahren wegen der Pandemie ausgefallen ist, häuft sich das jetzt. Aber wenn ich mir das so anschaue - da lohnt es sich direkt noch mehr, sich in die Lebenswelt einer Feuerwehr hineinzuarbeiten.

Ja, was ist ein TLF 16/25 und ein MZF!

Ich war ja nie bei der Feuerwehr. Als ich aufgewachsen bin in Geiselhörung, da waren nur Männer dabei.

Und wie schaut Ihr Spezialprogramm am Wörthsee aus?

Na ja, wir werden die Feuerwehr-Witze einbauen, die wir von Zeitungsmitarbeitern bekommen. Im Ernst: Die Wells spielen immer Gstanzl mit Lokalkolorit, die ganz aktuell sind und ihre Inhalte aus dem jeweiligen Ort beziehen. Wir wechseln uns immer ab, und ich informiere mich dann natürlich auch vorher darüber, was zum Beispiel am Wörthsee so los ist, und mach' so ein bisserl ein Derblecken.

Probieren Sie dann auch Sachen aus Ihrem neuen Programm aus, "Streiche Wände, setze Segel"?

Nein, das ist noch zu früh. Premiere ist erst am 19. Oktober im Lustspielhaus München, ich bin noch nicht so weit. Zur Vorpremiere komm' ich eine Woche vorher zu Monis Brettl in Gilching, da kann ich dann testen.

In Ihrem neuen Programm geht es um ein Loch im Fußboden. Ein schwarzes Loch?

Der Plot ist, dass ich aus meiner Wohnung raus muss, weil da in den vergangenen 20 Jahren ein Loch entstanden ist, das immer größer wurde, seine Form verändert hat und teilweise ganz unheimlich ausschaut. Es gibt Leute, die behaupten, da ist gar kein Loch, andere denken nur darüber nach, wer schuld ist an dem Loch. Der Einzige, der nicht kommt, das ist der Handwerker, der das reparieren könnte. So hab' ich mich also 20 Jahre lang mit diesem Loch auseinandergesetzt. Das Loch hat mich verändert, und manchmal bilde ich mir ein, ich hätte auch das Loch verändert. Natürlich hab' ich auch versucht, das Loch zu kaschieren, indem ich einen Teppich drübergelegt oder ein Möbelstück draufgestellt hab'. Das hat aber alles nichts genutzt, weil ich neue Probleme geschaffen hab', wenn ich die alten lösen wollte. Das ist also eine Metapher für unseren Umgang mit Problemen: wie wir's aufschieben und nicht damit fertig werden.

Wenn Sie im nächsten Leben Feuerwehrfrau werden dürften - auf welchem Posten wären Sie gerne?

Ich wär' gerne die Feuerwehrhauptfrau. Schlauch halten, Auto fahren - das kommt für mich nicht so in Frage. Aber Dastehen und Kommandos geben, das wär' meines. Bei der Feuerwehr gibt es ja eine ganz ausgeklügelte Hierarchie, was auch wichtig ist, damit alles funktioniert. Und man hofft ja immer, dass es keinen Einsatz gibt. Natürlich hat die Feuerwehr immer wieder was zu tun und muss ausrücken, aber am meisten hofft man, dass die Feuerwehrmänner nichts zu tun haben und die ganze Zeit einfach nur üben. Und sich dann fürs Üben belohnen und Feste feiern. Im Übrigen ist die Feuerwehr ja wie so ein Pilzmyzel, da ist alles miteinander verwoben, der Bürgermeister ist meistens auch bei der Feuerwehr dabei. Und deshalb ist die Feuerwehr neben der Gemeinde- oder Stadtverwaltung die eigentlich tonangebende Organisation.

Sie treten also bei der wichtigsten Institution überhaupt auf?

Das würde ich so sagen. Ich bin ja totale Feuerwehr-Liebhaberin, denn meine schönste Kindheitserinnerung ist das Feuerwehrfest am 1. Mai in Geiselhöring. Da durften wir Kinder immer im Feuerwehrauto herumfahren, das war toll. Und außerdem bin ich Feuerwehrmännern sehr verbunden, weil es in vielen Theatern Pflicht ist, dass Retter links und rechts auf der Bühne sitzen. Das find` ich immer ganz toll, wenn die da sind in ihren schmucken Uniformen, dann bin ich nämlich nicht mehr so allein auf der Bühne.

Luise Kinseher und die Wellbappn treten am 18. Juni bei der 125-Jahr-Feier der Feuerwehr Steinebach-Auing am Wörthsee auf. Einlass ins Festzelt ist von 17 Uhr an. Karten unter www.ffw-steinebach-auing.de .

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5601943
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.