Süddeutsche Zeitung

Immobilien:Eigenheim ade

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Der Gemeinderat Wörthsee legt die Idee eines Einheimischenmodelles ad acta - weil der Kommune das Geld für den Kauf von geeigneten Grundstücken fehlt und sie auf bezahlbare Mietwohnungen setzt

Von Christine Setzwein, Wörthsee

In Wörthsee wird es kein Einheimischenmodell geben. Ohne Diskussion hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig von dieser Idee verabschiedet. Und das, obwohl die CSU noch bis vor kurzem Wohnraum für Einheimische immer wieder zu ihrem Thema gemacht hat. Hauptargument der Absage für das ohnehin kompliziert gewordene Modell: Die Gemeinde besitzt kein Grundstück, das preiswert bebaut werden könnte. Und sie kann wegen der hohen Preise auf absehbare Zeit auch keine Flächen kaufen. In Wörthsee fehlt es, wie fast überall, an bezahlbaren Mietwohnungen für Gering- und Normalverdiener. Wie die Planer Rafael Stegen und Volker Salm herausgefunden haben, sind 75 Prozent der Wohngebäude in Wörthsee Einfamilienhäuser. Und 226 Häuser werden nur von einer Person bewohnt.

Mit bezahlbarem Wohnraum beschäftigen sich die Wörthseer schon länger. Die Überlegungen zusammen mit den Planern des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek) sind auch schon weit gediehen. So baut der Verband Wohnen an der Kuckuckstraße 30 öffentlich geförderte Mietwohnungen. Auf dem "Kirchenwirt"-Areal, das die Kommune erworben hat, werden Mietwohnungen entstehen. Und auf dem Grundstück "Am Teilsrain" zwischen Kinderkrippe und Kuckuckstraße sind 60 bis 80 Genossenschaftswohnungen geplant. "Mit diesem Mix aus Gemeinschaftseigentum, lebenslang gesichertem Wohnraum und langfristig bezahlbaren Mietwohnungen hat der Gemeinderat die Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges, sozial ausgewogenes Angebot für die Wörthseer geschaffen", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal in der Sitzung.

Ein Einheimischenmodell für Wörthsee war viele Jahre lang CSU-Thema. Immer wieder war dafür ein gemeindeeigenes Grundstück am Griesfeld im Gespräch. Anfang 2017 startete der Ortsverband dann eine Umfrage. Ergebnis: 85 Prozent der 73 Teilnehmer, die ihren Fragebogen zurückgeschickt hatten, wünschen sich Wohneigentum. Doch im Mai scheiterte die CSU erneut mit ihrem Einheimischenmodell-Antrag im Gemeinderat. Im November legte Ortsvorsitzender Philipp Fleischmann nach, kritisierte in einer Anfrage an den Gemeinderat die fehlende Transparenz und eine "ungewöhnliche Eigendynamik" beim Thema Genossenschaftsbau und behauptete, dass es durchaus Grundstückseigentümer gebe, die der Gemeinde Flächen für ein Einheimischenmodell zur Verfügung stellen würden. Zu welchem Preis, wurde nicht gesagt.

In der März-Sitzung stimmten nun auch die CSU-Gemeinderäte dem Grundsatzbeschluss gegen klassische Einheimischenmodelle zu. Stattdessen will sich Wörthsee künftig auf die Entwicklung alternativer Modelle zur Wohnraumbeschaffung konzentrieren - weil Baugrund nur begrenzt zur Verfügung stehe und eine weitere Versiegelung im Außenbereich vermieden werden soll. Realisiert werden soll das über Erbpacht- und Bauherrengemeinschaften zusammen mit privaten Grundstücksbesitzern.

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Quelle:
SZ vom 28.03.2018
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