Süddeutsche Zeitung

Sport:Disziplin, Selbstbewusstsein und Leidenschaft

Lesezeit: 2 min

Bei den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Handballabteilung des TSV Herrsching spricht Weltmeister Dominik Klein über die Erfolgsfaktoren eines Gewinner-Teams.

Von Luzi Power-Feitz, Herrsching

Dominik Klein hat schon sehr früh einen Ball in die Hand bekommen. Als der Sohn von handballverrückten Eltern ist das keine große Überraschung. "Ich habe zu Hause so viele Vasen kaputt geworfen, dass die Mama mich in die Halle geschickt hat - zum Bambini-Training", erzählt Dominik Klein, Handball-Weltmeister und TV-Experte. Es bricht Gelächter aus, einige Köpfe nicken zustimmend. Es sitzen wohl viele Eltern im Publikum, die auch schon den ein oder anderen Vasenverlust ertragen mussten.

Im Rahmen ihres 75-jährigen Bestehens lädt die Handballabteilung des TSV Herrsching zu der Veranstaltungsreihe "Querverbindungen" ein. Von März bis Dezember werden insgesamt fünf Referenten und Referentinnen zu verschiedenen Themen einen Abend gestalten. Alle Vorträge eint eine Querverbindung zum Handball. "Wir starten das Jubiläumsjahr mit einem Paukenschlag", so Uli Sigl, stellvertretender Leiter der Handballabteilung. Am Montagabend eröffnete Handball-Weltmeister Dominik Klein im Art Hotel die Vortragsreihe und erklärte, welche Erfolgsfaktoren ein Gewinner-Team ausmachen.

Der gebürtige Unterfranke ist nicht zum ersten Mal in Herrsching zu Gast: Schon 2007 trainierte er als Spieler der Nationalmannschaft zur WM-Vorbereitung in der Nikolaushalle. "Der Ammersee war uns vor dem Frühstück heilig", erinnert sich Klein. Das Team sei dort jeden Morgen um 6:30 Uhr laufen gewesen, "aber natürlich nicht um den ganzen See". Das Jahr 2007 war eines der wichtigsten Jahre in seiner Karriere als Handballprofi. Dominik Klein wurde als jüngster Spieler der Nationalmannschaft Weltmeister und holte mit seinem Verein, dem THW Kiel, das Triple - war also Sieger des Deutschen Pokals, der Deutschen Meisterschaft und der Champions League. Ein Meilenstein in seiner Karriere. "Ich habe damals alles erreicht, was man beim Handball erreichen kann", sagt Dominik Klein.

Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren zählt für ihn Respekt - "ohne hebt man ab". Klein lebt diesen Wert, ist trotz des Erfolges bodenständig geblieben: "Ich bin meinen Eltern unglaublich dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben." Auch den Einsatz der vielen Trainer, die ihn im Laufe seiner Karriere begleitet und geformt haben, weiß er zu schätzen. Der Dank gilt besonders Frantisek Fabian: ein Mathematiker, der nie Handball gespielt hat. "Aus einem Leichtathletikbuch hat er Übungen für Basketball und Volleyball kombiniert und wusste die Regeln zu den Aufwärmspielen dann oft selber nicht", erzählt der Weltmeister mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Er war wie ein zweiter Papa für mich."

Disziplin sei ein weiterer Faktor für langfristigen Erfolg. Er stellt den Strafenkatalog des THW Kiel vor: 50 Euro Strafe hätten Spieler bezahlen müssen, wenn sie eine Minute zu spät zum Training aufschlugen - für jede weitere 25 Euro. Als er erzählt, dass einer seiner Mitspieler einmal einen Flug verpasst habe, stöhnt die Menge mitleidsvoll auf. Klein muss lachen: "Bei 500 Euro war dann Schluss." Zu weiteren Erfolgsfaktoren gehören für den Profi Selbstbewusstsein, Teamgeist und Leidenschaft. Diese Werte habe er während seiner zehnjährigen Karriere "beim besten Verein der Welt" vorgelebt bekommen. Inzwischen hänge er selbst in der "Hall of Fame" des Vereins, erzählt er stolz.

Dominik Klein beendete seine Karriere als Handball Profi im Jahr 2018 in Nantes, Frankreich. Seitdem arbeitet er als TV-Experte und engagiert sich beim Bayrischen Handballverband. Der Zukunft schaut Dominik Klein mit großer Vorfreude entgegen. In den nächsten Jahren habe man die Chance, den Handball noch beliebter zu machen, so der Experte. In Deutschland wird die Europameisterschaft der Männer 2024, die Weltmeisterschaft der Frauen 2025 und die Weltmeisterschaft der Männer 2027 ausgetragen. "Nach 20 Jahren hat die Nationalmannschaft die Chance, das Wintermärchen von 2007 zu wiederholen - und das im eigenen Land."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5768634
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.